Sekundarschulen von 2012 an möglich:NRW bringt Schulreform unter Dach und Fach

Endlich ist es beschlossene Sache: Nordrhein-Westfalen bekommt eine neue weiterführende Schule, die Sekundarschule. Die rot-grüne Landesegierung hat zusammen mit der oppositionellen CDU das entsprechende Gesetz beschlossen. Schulministerin Löhrmann feierte den "großen Konsens der Zivilgesellschaft" - liberale und linke Opposition schlugen andere Töne an.

Nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen gibt es einen "Schulfrieden" in Nordrhein-Westfalen. Mit den Stimmen von Rot-Grün und CDU verabschiedete der Landtag eine große Schulreform. Der Verfassungsrang der Hauptschule fällt damit weg. Eine Änderung des Schulgesetzes ermöglicht ab 2012/2013 neue Sekundarschulen als fünfte weiterführende Schulform.

Debatte über Schulstruktur

Geschafft! Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (r, SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) umarmen sich im Düsseldorfer Landtag nach der Entscheidung für die Schulreform.

(Foto: dpa)

FDP und Linke lehnten den Konsens ab. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zeigte sich zufrieden mit dem "großen Konsens der Zivilgesellschaft". Der Kompromiss sei "historisch". Johannes Rau hätte "seine große Freude" daran gehabt. "Letztendlich entscheidet die Nachfrage der Eltern über das Schulangebot in den Gemeinden", sagte Löhrmann.

Im Juli hatte sich die rot-grüne Minderheitsregierung mit der oppositionellen CDU auf eine neue Sekundarschule verständigt, die das gegliederte Schulsystem ergänzen soll. In der neuen Schulform gibt es gemeinsamen Unterricht für alle Schüler mindestens in den Klassen 5 und 6. Für die Streichung der Hauptschule aus der Verfassung benötigte Rot-Grün die CDU-Stimmen, um eine Zweidrittelmehrheit im Landtag zu erreichen.

Als "tollen und historischen Erfolg" bezeichnete CDU-Landeschef Norbert Röttgen den Kompromiss. "Mit dem neuen Schulgesetz und der Verfassungsänderung ist das gegliederte Schulsystem für mindestens 12 Jahre fest verankert", sagte der Bundesumweltminister. Rot-Grün und CDU hatten verabredet, das gegliederte Schulsystem nunmehr bis zum Jahr 2023 nicht mehr anzutasten.

"Historische Chance verspielt"

Die SPD-Abgeordnete Renate Hendricks wies darauf hin, dass mit dem Beschluss eine vierzigjährige Auseinandersetzung über die richtige Ideologie ende. In der NRW-Verfassung stünden nun das gegliederte System und integrierte Schulformen nebeneinander. Die Kommunen seien stärker denn je verantwortlich für die "demokratische Schulentwicklung", sagte Hendricks.

Von einem "Tag der verpassten Chancen" sprach hingegen die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Ingrid Pieper-von Heiden. Es fehle eine verfassungsrechtliche Absicherung von Realschulen und Gymnasien. Rot-Grün habe sich gegen die CDU durchgesetzt.

"Die Sekundarschule wird nie eine Oberstufe bekommen können", kritisierte die Linke-Bildungsexpertin Gunhild Böth. Es sei ein Fehler, das gegliederte Schulsystem in der Landesverfassung festzuschreiben. "Sie haben eine historische Chance verspielt", sagte die Linke-Landtagsabgeordnete.

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