Rettungsdienst:Einsatz für Leben

Sie versorgen Notfallpatienten und müssen oft den Arzt ersetzen - nach einer zweijährigen Ausbildung, die sie selbst bezahlen müssen. Jetzt fordern Rettungsassistenten eine bundeseinheitliche dreijährige Ausbildung mit Vergütung.

Sie sind rund um die Uhr im Einsatz, leisten Hilfe und spenden Trost: Rettungsassistenten. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, muss mit Schmerz, Krankheit und Tod umgehen können und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

Rettungsdienst

"Man kann Menschen durch seine Arbeit helfen und sieht sofort den Erfolg": Rettungsassistenten im Einsatz.

(Foto: Foto: dpa)

"Das derzeitige Berufsbild wird den tatsächlichen Anforderungen an die Arbeit im Rettungsdienst allerdings nicht gerecht", sagt Gerhard Nadler, Beauftragter für Berufsausbildung vom Berufsverband für den Rettungsdienst (BVRD) in München. Erst vor 15 Jahren beschloss der Bundestag ein Gesetz über den Beruf des Rettungsassistenten. Seitdem wollen die Berufsverbände eine weitere Ausbildungsreform und streiten mit den Notärzten um mehr Befugnisse für Rettungsassistenten.

Die Ausbildung wird von staatlich anerkannten Schulen für Rettungsassistenten angeboten, erstreckt sich über zwei Jahre und besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Während der praktischen Tätigkeit kann der Azubi unter Umständen Geld verdienen, die theoretische Ausbildung muss er aus eigener Tasche zahlen. Die nötigen Lehrgänge kosten zwischen 630 und 5500 Euro.

Neben dem BVRD setzen sich auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für eine umfassendere Ausbildung ein. "Wir fordern eine bundeseinheitliche dreijährige Ausbildung mit Vergütung", sagt Gerd Dielmann, Leiter der Bundesfachgruppe Rettungsdienst bei ver.di in Berlin. "Rettungsassistenten müssen in der Praxis oft den Arzt ersetzen und brauchen dafür die fachliche Kompetenz - auch die Finanzierung darf nicht länger nur durch die Auszubildenden selbst erbracht werden."

Prinzipiell können angehende Rettungsassistenten staatliche Hilfen wie Bafög oder in Einzelfällen Gelder der Bundesagentur für Arbeit in Anspruch nehmen. Für Rettungssanitäter mit Berufserfahrung werden verkürzte Ausbildungsgänge zum Rettungsassistenten unter Anrechnung der bereits absolvierten Ausbildungszeit angeboten. Wer bei einer Feuerwehr anheuert, muss nicht für die Ausbildungskosten aufkommen.

Nach Angaben von ver.di befinden sich zurzeit 3600 Rettungsassistenten in der Ausbildung, vor fünf Jahren waren es nur 2200. Nach ihrer Ausbildung arbeiten Rettungsassistenten bei Hilfsorganisationen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem DRK, Feuerwehren, Rettungsflugdiensten, Flughäfen und privaten Krankentransportunternehmen. In vielen Bundesländern muss in jedem Rettungswagen oder -hubschrauber mindestens ein Rettungsassistent an Bord sein.

Im Einsatz versorgen Rettungsassistenten Notfallpatienten bis zum Eintreffen des Notarztes. Sie assistieren dem Notarzt und sind gleichzeitig Vorgesetzte von Rettungssanitätern und Rettungshelfern. Wenn im Notfall kein Arzt zur Verfügung steht, darf der Rettungsassistent auch ärztliche Eingriffe vornehmen. "Voraussetzung ist, dass der Rettungsassistent diese Maßnahmen wie ein Arzt beherrscht und sich der Risiken bewusst ist", erklärt Nadler. Diese so genannte Notkompetenz sei nicht ausdrücklich geregelt und dementsprechend heftig umstritten.

Wenn Rettungsassistenten gerade nicht im Notfalleinsatz sind, befördern sie Kranke und Hilfsbedürftige. Sie arbeiten in Schichten und müssen Bereitschaftsdienste leisten. "Zwölf-Stunden-Dienste und nie vorhersehbare Arbeitsaufgaben gehören zum Alltag der Berufe im Rettungsdienst", erklärt Normen Niebuhr, Lehr-Rettungsassistent beim DRK in Hamburg. "Wenn die Arbeit tariflich bezahlt wird, ist das Einkommen im Vergleich zum Aufwand tragbar."

Ein ausgebildeter Rettungsassistent, 23 Jahre alt und ledig, hat ein Anfangsgehalt von 1891 Euro brutto. Bei einem Verheirateten ohne Kinder steigt das Gehalt nach fünf Jahren auf 2231 Euro brutto. Diese Angaben gelten allerdings nur, wenn nach Tarif bezahlt wird. "Früher konnte man davon ausgehen, einen Vertrag nach Tarif zu bekommen, heute werden die Verträge oft frei verhandelt - auch die Hilfsorganisationen versuchen, Tarifverträge zu vermeiden", erläutert Oliver Schulz, Landesschulbeauftragter des Arbeiter-Samariter-Bundes Nordrhein-Westfalen in Erftstadt.

"Dadurch, dass zunehmend Privatanbieter den Markt abgrasen, fangen die Rettungsdienste an zu sparen - unter anderem bei den Löhnen", sagt Niebuhr. Private Rettungsdienste zahlen keinen Tariflohn. Auch wenn die Tarifarbeitszeit 38,5 Stunden beträgt, kann die tatsächliche Wochenarbeitszeit leicht 50 Stunden erreichen. Trotz der harten Arbeitsbedingungen ist der Beruf des Rettungsassistenten beliebt. "Man kann Menschen durch seine Arbeit helfen und sieht sofort den Erfolg", erklärt Schulz.

Informationen: Berufsverband für den Rettungsdienst, Gießener Straße 42, 35423 Lich/Hessen, Tel.: 06404/95 00 65; Deutsches Rotes Kreuz, Bildungswerk Nord, Rettungsdienstschule, Bachestraße 11, 12161 Berlin, Tel.: 030/85 00 58 05.

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