Qualitätssicherung:Gesundes Misstrauen

Qualitätssicherung: Ein Gütesiegel verspricht zwar geprüfte Qualität, aber man sollte genau hinschauen, was dahintersteckt, rät Eva Niemann.

Ein Gütesiegel verspricht zwar geprüfte Qualität, aber man sollte genau hinschauen, was dahintersteckt, rät Eva Niemann.

(Foto: oh)

Wie aussagekräftig ein Gütesiegel ist, hängt auch davon ab, welches System dahintersteckt. Wer ein Auslandsstudium anvisiert, sollte in Sachen Akkreditierung besonders genau hinschauen.

Interview von Christine Demmer

Dr. Eva Niemann hat viele Jahre in der Verwaltung von internationalen Business Schools gearbeitet. Jetzt hat sie die Seiten gewechselt und berät Menschen, die sich für Executive-Studienprogramme interessieren. Sie arbeitet in Rheinbach bei Bonn.

Wem nützen Akkreditierungen?

Eva Niemann: Den Studierenden, denn Akkreditierungen dienen der Qualitätssicherung. Allerdings ist jede Akkreditierung nur so gut wie das System und die Agentur, die dahintersteht. Da renommierte Schulen viel Wert auf bestimmte Qualitätssiegel legen, spornt dies zur Einhaltung der vorgegebenen Normen an.

Kann man sich auf das Qualitätsversprechen einer Akkreditierung verlassen?

Sie verspricht zwar "geprüfte Qualität", doch häufig sind die Prüfsiegel fragwürdig. Man sollte daher sein Wunschprogramm daraufhin überprüfen, von wo die Akkreditierung kommt, ob sie abgelaufen oder entzogen wurde.

Wie stark beziehen Sie die Akkreditierung einer Hochschule in Ihre Empfehlungen ein?

Das ist für jeden Interessenten unterschiedlich. Wer an ein Aufbaustudium im Ausland denkt, muss zwingend auf eine anerkannte Akkreditierung achten. Doch es gibt hervorragende Bachelor- und Masterstudiengänge, die nicht oder noch nicht akkreditiert sind. Hier muss man auch andere Bewertungskriterien anwenden. Ich warne davor, Akkreditierungen als alleiniges Qualitätsmerkmal zu betrachten.

Wo sehen Sie die Hauptunterschiede bei AACSB, EQUIS und AMBA, also bei den drei international bekanntesten Akkreditierungsorganisationen?

Die europäische EQUIS und die amerikanische AACSB gehören zu den institutionellen Akkreditierungen. Dabei werden nicht einzelne Programme, sondern die Anbieter akkreditiert. Das gibt einen Hinweis auf die Qualität der Hochschule, nicht auf die Qualität einzelner Programme. Letztere prüft die in London ansässige AMBA.

Sie unterscheiden System- und Programmakkreditierung. Worin bestehen die Unterschiede?

Die Systemakkreditierung bewertet das hochschulinterne Qualitätssicherungssystem. Es werden Strukturen und Prozesse bewertet. Das Prinzip ist gut. Knackpunkt ist die Qualität der Gutachter. Das sind Agenturen und Experten der Hochschulsteuerung, nicht aber Fachkollegen, die die Studiengänge am besten kennen sollten. Studentische Lehrevaluationen fließen hier gar nicht ein. Die Programmakkreditierung bewertet einzelne Studienprogramme und geht naturgemäß stärker auf diese ein. Beide zusammen sind optimal.

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