Qualifikation:Bin ich zu alt für eine Weiterbildung?

SZ-Leserin Mia F. fragt sich, ob sie mit 49 Jahren noch eine Supervisionsausbildung machen soll. Coach Christine Demmer weiß Rat.

SZ-Leserin Mia F. fragt:

Ich bin 49 Jahre alt, habe Sozialpädagogik studiert und mittlerweile 25 Jahre Berufserfahrung. Wegen meiner Kinder und meinem etwas abgelegenen Wohnort habe ich mich für einen Job entschieden, der mich beruflich unterfordert, aber den Vorteil der familienfreundlichen Zeiteinteilung bietet. Nebenbei habe ich mich zur klientenzentrierten Beraterin und Mediatorin weitergebildet. Jetzt sind meine Kinder groß genug, dass ich über eine weitere Qualifikation nachdenken kann. Zum Beispiel im sozialwirtschaftlichen Bereich, da zunehmend für Leitungspositionen im sozialen Bereich wirtschaftliche Qualifikationen gefordert werden. Auch an eine Supervisionsausbildung habe ich gedacht. Aber ich frage mich: Lohnt sich das überhaupt noch?

Christine Demmer antwortet:

Liebe Frau F., mit 49 Jahren sind Sie weit genug von der Rente entfernt, um eine berufliche Fortbildung ins Auge zu fassen. Sie sind ihr allerdings zu nahe, als dass Sie ein komplettes Studium oder eine mehrjährige Vollzeit-Weiterbildung in Betracht ziehen sollten - es sei denn, Sie legen mehr Wert auf das Dazulernen als auf das Dazuverdienen.

Die Weiterbildung zum Supervisor und zur Supervisorin wird in verschiedenen Formen angeboten, vom sechssemestrigen Vollzeit-Masterstudium (zum Beispiel an der Universität Bielefeld) über ein-, zwei- und dreijährige berufsbegleitende Kontaktstudien (etwa an der Universität Hannover und an privaten Instituten) bis hin zum Achtwochenkurs mit Abschlusszertifikat. Was für Sie am besten geeignet ist, hängt davon ab, was Sie anschließend vorhaben.

Der SZ-Jobcoach

Christine Demmer arbeitet als Wirtschaftsjournalistin. Sie ist Managementberaterin, Coach und Autorin zahlreicher Sachbücher.

Wenn Sie gern Führungsaufgaben in Ihrem jetzigen Arbeitsumfeld übernehmen wollen, dann wäre es klug, Ihre Vorgesetzten an den Überlegungen teilhaben zu lassen. Fragen Sie doch mal, wie die das sehen und wozu sie Ihnen raten.

Falls man dort abwinkt - kein Bedarf, keine Planstellen, kein Budget -, müssten Sie sich auf einen Wechsel einstellen. Wie da die Chancen in einem, zwei oder drei Jahren stehen, kann niemand vorhersehen. Mit Anfang 50 und frisch weitergebildet bei einem anderen Arbeitgeber den Traumjob zu finden, ist Glückssache. Es kann passieren, dass Sie trotz Diplom oder Zertifikat die nächsten 15 Jahre das Gleiche arbeiten wie bisher. Wäre das für Sie ein Weltuntergang, oder sagen Sie: Dann hab ich's wenigstens versucht? Jeder entscheidet für sich, ob sich das Weiterlernen lohnt.

Haben Sie auch eine Frage zu Berufswahl, Bewerbung, Arbeitsrecht, Etikette oder Führungsstil? Schreiben Sie ein paar Zeilen an coaching@sueddeutsche.de. Unsere sechs Experten wählen einzelne Fragen aus und beantworten sie im Wechsel. Ihr Brief wird komplett anonymisiert.

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