Professoren im Ausland:Karriere nur auf Zeit

Intellektueller Aderlass in Deutschalnd: Viele junge Wissenschaftler gehen ins Ausland - weil sie keine attraktive Stelle finden, weil sie dort besser forschen können und weil der Umzug ein nützlicher Karriereschritt ist. Eine Umfrage hat nun beleuchtet, warum die Forscher doch wieder zurückkehren

Roland Preuß

Der deutsche Top-Wissenschaftler gilt seit Jahren als flüchtiges Wesen. Kaum ist er durch Forschungsergebnisse aufgefallen, zieht es ihn auf gut bezahlte Posten im Ausland - am häufigsten ins Forscherparadies USA, so das Klischee. Seit langem wird deshalb ein intellektueller Aderlass beklagt, Programme sollen den Forschern die Rückkehr an heimische Unis erleichtern.

Die German Scholarship Organization hat nun ergründet, was die Forscher bewegt - und was sie in Deutschland vermissen. Der gemeinnützige Verein hat 52 deutsche Professoren befragt, die mit Hilfe eines Förderprogramms der Alfried-Krupp-von- Bohlen-und-Halbach-Stiftung nach Deutschland zurückgekehrt sind, darunter von so renommierten Universitäten wie Cambridge und Boston.

Die meisten betrachteten die Jahre im Ausland als notwendigen und nützlichen Schritt in ihrer Karriere. Sie hätten vor ihrem Wegzug in Deutschland keine attraktive Stelle gefunden und im Ausland besser forschen können, gaben die meisten in der Umfrage vom Februar an. Umgekehrt böten sich nun die besseren Arbeitsbedingungen in Deutschland.

Es sei "nicht für oder gegen ein Land" gegangen, betonten die meisten Forscher. Dabei dürfte einerseits die Stiftungsförderung von bis zu 100.000 Euro pro Lehrstuhl eine Rolle gespielt haben, aber auch die Wirtschaftskrise in den USA, Großbritannien und anderen beliebten Forscherländern, welche die Hochschulen dort zu Sparprogrammen nötigten. Am zweithäufigsten erklärten die Forscher, sie hätten mittelfristig ohnehin zurückkehren wollen, die Familie wird erst an dritter Stelle als Grund genannt.

Die Forschungsbedingungen hierzulande beurteilen die Rückkehrer mehrheitlich als "gut" oder "sehr gut" - und üben dennoch Kritik. Als Forscher verdiene man zu wenig, so die gewichtigste Klage, zudem werde man zu sehr von bürokratischen Bürden belastet. Auch das Berufungsverfahren taugt nach Ansicht von zwei Dritteln der Akademiker mit Auslandserfahrung wenig: am häufigsten forderten sie, eine feste Professur mit Bewährungszeit einzuführen, wie sie in angelsächsischen Ländern existiert. Auch das Halten von Vorlesungen und Seminare ist vielen offenbar lästig. Sie bemängeln, sie hätten zu viel davon.

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