Pathologe:Der Arzt im Hintergrund

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Er urteilt über gut und böse - wenn es um einen Tumor geht.

nini

Ihr falsches Image hält sich hartnäckig. "Dem Leben verpflichtet" prangt es in roten Lettern von der Broschüre über das Berufsbild des Pathologen. Doch die meisten Laien denken bei dem Beruf sofort an den Tod. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pathologie wissen nur 13 Prozent der Bevölkerung, was Pathologen wirklich tun. "Wir leiden unter zwei Vorurteilen", sagt Werner Schlake vom Berufsverband der Pathologen. "Das eine ist, dass wir nur auf die Arbeit mit Leichen reduziert werden, was wir aber immer weniger machen. Das andere ist, dass wir mit Labormedizinern verwechselt werden."

Früher haben Pathologen tatsächlich vor allem bei Gestorbenen nach den Todesursachen geschaut. Heute arbeiten sie jedoch in erster Linie in der Frühdiagnostik von Krankheiten. "Nahezu jede Krebsdiagnose in Deutschland stellt der Pathologe", sagt Schlake.

Im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen oder bei Verdacht auf eine Krebserkrankungen entnehmen Ärzte dem Patienten winzige Gewebeproben und schicken diese an einen Pathologen. Der Facharzt untersucht das Gewebe unter einem Mikroskop. Anhand der Zellmuster urteilt er, ob beispielsweise ein Tumor gut- oder bösartig ist. Dabei kann er sich nicht wie in der Labormedizin auf Messwerte verlassen. "Pathologie ist eine Erfahrungswissenschaft", sagt Gisela Kempny vom Pathologen-Verband.

Pathologen arbeiten im Hintergrund. So wichtig ihre Diagnose für den Patienten ist, sie selbst stehen nur mittelbar über den behandelnden Arzt mit den Patienten in Kontakt. "Es gibt aber, zum Beispiel im Bereich der Brustkrebsbehandlung, von Patientinnen vermehrt den Wunsch, mit dem Pathologen zu sprechen", sagt Schlake.

Sein Verband kümmert sich nicht nur um die richtige Darstellung des Berufsbildes in der Öffentlichkeit, sondern auch um den Nachwuchs. "Vor allem in Krankenhäusern könnten wir in den nächsten Jahren einen Engpass bekommen", sagt Schlake. Daneben arbeiten Pathologen auch an Universitätsinstituten und als niedergelassene Ärzte.

(sueddeutsche.de)

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