Paris:Krank vor Langeweile - Franzose verklagt Arbeitgeber

Frédéric Desnard will 358 000 Euro Schadenersatz - und das Bore-Out-Syndrom bekannt machen.

Frédéric Desnard langweilte sich in der Arbeit. Er langweilte sich so sehr, dass er krank wurde. Vier Jahre lang ging er in die Arbeit und hatte nichts zu tun. Er wurde depressiv und verursachte nach einem epileptischen Anfall einen Autounfall. Sechs Monate lang war er daraufhin krankgeschrieben, dann entließ ihn sein Arbeitgeber "wegen längerer Abwesenheit, die die Abläufe stört". Nun verklagt er das Pariser Unternehmen auf Schadenersatz: Er will 358 000 Euro.

Denn Desnard fühlt sich als Mobbingopfer. Bis 2010 lief es gut mit seinem Arbeitgeber, einer Firma die Parfums konzipierte und vertrieb. Er war dort der Mann für alles: Er wechselte Glühbirnen, überwachte Vertragsverhandlungen, plante Reisen - und verdiente gutes Geld.

Nur 20 bis 40 Minuten Arbeit am Tag

Als ein wichtiger Kunde absprang, änderte sich allerdings das Betriebsklima. "Jeder hat nur noch versucht seinen Job zu retten", sagte Desnard der Zeitung Le Monde. Sein Vorgesetzter habe ihm absichtlich keine Aufgaben mehr gegeben. Er habe effektiv nur noch 20 bis 40 Minuten am Tag gearbeitet - bei gleichen Bezügen. "Ich fühlte mich kraftlos und habe mich geschämt, Geld fürs Nichtstun zu bekommen. Für die Firma habe ich nicht existiert."

Sein Arbeitgeber Interparfum weist die Vorwürfe zurück: Desnard habe nie über Langeweile geklagt. "Warum sollte man ihn beschäftigen, wenn er vier Jahr lang nichts zu tun hatte?", sagte der Anwalt der Firma. Für den 44-jährigen Kläger liegt die Antwort auf der Hand: Interparfum habe ihn feuern wollen ohne Entschädigung zahlen zu müssen.

Vor fünf Monaten hatte Interparfum Desgard wegen Verleumdung verklagt - und Recht bekommen. Jetzt will Desnard, dass die Krankheit Bore-Out in Frankreich als solche auch bekannt wird. Die Symptome sind ähnlich wie beim Burn-Out. Allerdings Bore-Out eben nicht durch Stress, sondern durch Langeweile verursacht. Am 27. Juli soll das Urteil im Schadenersatz-Prozess fallen.

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