Papierherstellung:Ausbildung zum Papiermacher

Der traditionsreiche Beruf ist heute ein High-Tech-Job, der vor allem mathematisch-technisches Verständnis erfordert.

Gernsbach Der chinesische Ackerbauminister Tsai Lun berichtet 105 nach Christus seinem Kaiser von einer interessanten Entdeckung: aus Baumrinde, Hanf und Stoffresten der Seidenproduktion lässt sich Papier herstellen. Doch erst 1390 wurde bei Nürnberg die erste deutsche Papiermühle errichtet und es war ein neues Handwerk geboren - der Papiermacher.

Papierherstellung: Eine Papiermacherin bei der Arbeit

Eine Papiermacherin bei der Arbeit

Die Herren der "Weißen Kunst", wie die Papiermacher bewundernd genannt wurden, gaben ihre Erfahrungen von Generation zu Generation weiter. Der entscheidende Wendepunkt vom Handwerk zur Industrie kam im 18. Jahrhundert. Der Franzose Nicolas-Louis Robert hatte eine Maschine entwickelt, die erstmals die Produktion einer fortlaufenden Papierbahn ermöglichte. Vorbei waren fortan die Zeiten, in denen jedes Blatt einzeln aus der Bütte geschöpft werden musste.

"Heute ist der Papiermacher ein industrieller High-Tech-Beruf, der fundiertes technisch-mathematisches Verständnis erfordert", sagt Armin Böck, stellvertretender Leiter der Papiermacherschule in Gernsbach. Die Stadt in Baden-Württemberg steht heute als Synonym für die Papiermacherausbildung in Deutschland und der Schweiz. Zur Zeit werden hier 810 Azubis und 72 Fachschüler in der Herstellung von Papier, Pappe und Karton unterrichtet.

Fast allen Absolventen ist nach den bisherigen Erfahrungen der Papiermacherschule ein späterer Arbeitsplatz als Facharbeiter sicher.

"Familienbetriebe sind in dieser Branche die Ausnahme", erläutert Armin Böck. Der typische Arbeitsplatz eines modernen Papiermachers liege heute in einer mittelständischen Firma oder einer großen Papierfabrik.

Dort arbeiten Papiermacher an computergesteuerten Maschinen, deren Wert bis zu 400 Millionen Euro betragen kann. "Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit sind wichtige Grundvoraussetzungen, um diesen Beruf erfolgreich ausüben zu können", sagt Armin Böck. Schließlich müsse der Papiermacher den gesamten maschinellen Produktionsablauf überwachen und sei auch für die einwandfreie Qualität zuständig.

Mehr Geld durch Schichtzulagen

Der durchschnittliche Monatsverdienst eines Papiermachers liegt nach Angaben der Industrie in den ersten Berufsjahren bei derzeit etwa 1.800 Euro brutto im Monat.

Bis zu 30 Prozent Schichtzulagen können steuerfrei hinzukommen: "Der tatsächliche Verdienst hängt allerdings sehr von Betriebszugehörigkeit, Sondervereinbarungen und der individuellen Qualifikation ab", sagt Peter Karthäuser von der Vereinigung der Arbeitgeberverbände der deutschen Papierindustrie (VAP) in Bonn. "Bei uns haben junge Frauen und Männer mit einem soliden Realschulabschluss gute Einstiegs- und Fortbildungschancen."

Als Industriemeister der Fachrichtung Papiererzeugung und als Ausbilder arbeitet Taner Durdu in einer mittelständischen Firma in Bergisch Gladbach. Bereits als Jugendlicher hat sich Durdu für die Papierherstellung interessiert - weil er wissen wollte, wie Banknoten entstehen: "Geld wird in unserer Fabrik natürlich nicht hergestellt", sagt Meister Durdu, "aber dafür produzieren wir zum Beispiel das Papier für den Druck von digitalen Bildern, für Hochglanzbroschüren der Automobilindustrie und für Verpackungen und Etiketten von Tabakwaren."

650 Tonnen Papier werden jeden Tag von den Papiermachern in der Fabrik verarbeitet.

"Der moderne Papiermacher sitzt überwiegend hinter einem Maschinenpult, während computergesteuerte Maschinen die Arbeit machen", erklärt Durdu.

Treten während der Produktion Probleme auf, muss der Papiermacher sofort eingreifen. Typische Schwierigkeiten können Unreinheiten im Papier oder ein schiefes Profil sein.

Schülerpraktikum in der Papierfabrik

Jungen Leuten rät Papiermachermeister Durdu, sich rechtzeitig im Rahmen eines Schülerpraktikums über die Arbeit in einer Papierfabrik zu informieren.

Das hat auch Alexander Lindlar gemacht, jetzt Auszubildender im ersten Lehrjahr bei Durdu: "Ich fand den natürlichen Rohstoff Papier immer faszinierend und habe während eines Schnupperpraktikums die Arbeit der Papiermacher kennen gelernt", sagt Alexander. "Als Schüler wollte ich vor allem wissen, wie aus dickem Holz feines Papier wird."

Diese und viele andere Fragen werden natürlich während der dreijährigen Ausbildung beantwortet. Da stehen dann zum Beispiel verschiedene Verfahren der Aufbereitung von Zell- und Holzstoff, Bleich- und Veredelungsverfahren und das Bedienen von Prozessleitsystemen auf dem Ausbildungsplan.

Ökologisches Bewusstsein gehört bei den Papiermachern heute zum Berufsbild: "In Deutschland wird zur Papierproduktion nur Durchforstungsholz verwendet", sagt Armin Böck von der Papiermacherschule, "das starke und gesunde Holz bleibt im Wald."

(sueddeutsche.de/dpa)

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