Nachgefragt:Warum bieten Sie sich auf Plakaten an?

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Michael Beck, 34, IT-Berater ist seit einer Woche auf einer Litfaß-Säule zu sehen.

(SZ vom 20.5.2003) Noch arbeitet er bei einem Münchner Unternehmen. Aber er sucht eine neue Herausforderung als IT-Berater. Und weil die Zeit dafür schlecht und die Konkurrenz groß geworden ist, hat er sich gleich eine ganze Litfaß-Säule gemietet. Seit Donnerstag ist er in voller Größe an der Sonnenstraße zu sehen.

SZ: Herr Beck, haben Sie schon ein Stellenangebot bekommen?

Beck: Nein, aber so schnell habe ich auch nicht mit einer Reaktion gerechnet. Ich gehe davon aus, dass frühestens Ende der Woche etwas passiert.

SZ: Haben Sie auch noch keine andere Resonanz bekommen?

Beck: Auf die Litfaß-Säulen-Aktion noch nicht. Ich hatte auch große Anzeigen in der Zeitung geschaltet, die fast genauso gestaltet waren wie mein Plakat: Ein großes Bild von mir und dazu die Web-Adresse. Daraufhin haben sich Leute gemeldet, dass sie die Idee gut finden.

SZ: Wieso beschränken Sie sich nicht auf normale Zeitungsanzeigen?

Beck: Die Konkurrenz ist mittlerweile ziemlich groß. Es gibt relativ viele Leute, die in dem gleichen Spektrum wie ich ihre Fähigkeiten anbieten. Da muss man etwas Neues ausprobieren.

SZ: Warum gerade Litfaß-Säulen?

Beck: Das was eine Person ausmacht, ist doch ihre Persönlichkeit. Das wollte ich mit dem Bild unterstreichen. Was ich fachlich drauf habe, kann man dann unter der Web-Adresse finden. Unsere Personaler arbeiten genau so: Sie nehmen eine Mappe in die Hand, blättern erst mal bis zum Foto, und fangen dann erst an, das Anschreiben zu lesen.

SZ: Was kostet der Spaß?

Beck: Wegen einer anderen Sache habe ich mich mal mit Werbung beschäftigt und recherchiert, was wo wie viel kostet. Ein Plakat ist ein sehr attraktives Medium, weil es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Für den Druck der Plakate habe ich etwa 300 Euro ausgegeben. Eine Säule in dieser Lage kostet 250 Euro für zehn Tage. Eine Anzeige im Fachblatt kostet 2500 Euro und da ist man nur einen Tag zu sehen. Natürlich ist die Zielgruppe nicht so konzentriert. Das muss man in Kauf nehmen.

SZ: Als Berater sind Sie angewiesen auf das Vertrauen Ihres Kunden. Könnte es nicht sein, dass ein Arbeitgeber eine solch plakative Aktion als unseriös empfindet?

Beck: Es gibt ein gewisses Risiko. Aber das ist vertretbar. Es kann immer sein, dass es irgendjemandem nicht gefällt.

Interview: Doris Näger

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