Nach dem Abi direkt ins Hauptstudium:Würzburger Überflieger

Schüler dürfen Scheine an Unis erwerben: Würzburger Abiturienten bugsiert diese Regel am Grundstudium vorbei direkt ins Hauptstudium - etwa der Mathematik.

Sarina Pfauth

Georg Loho beginnt an der Uni Würzburg sein Hauptstudium, obwohl er gerade erst die Schule beendet hat. Das Grundstudium in Mathematik hat der 19-Jährige längst hinter sich. In der 11. Klasse begann er nebenher zu studieren, seine Lehrer hatten ihn auch immer wieder zu Wettbewerben geschickt, um ihn herauszufordern. "Mathematik in der Schule ist eher Rechnen. Mathematik an der Uni ist eher Denken."

Studenten, dpa

Von der Schule direkt in den Hörsaal: Frühstudenten erhoffen sich neben neuem Wissen eine bessere Studien- und Berufsorientierung.

(Foto: Foto: dpa)

Am Mittwoch nun wird die Universität Georg und zwei weiteren Abiturienten ein Vordiplom beziehungsweise das Zwischenzeugnis überreichen. Die Schüler haben alle dafür notwendigen Seminare und Prüfungen geschafft und sind nach Angaben der Hochschule bayernweit die ersten Schüler, die das Grundstudium komplett überspringen. Die drei haben vor dem Abitur sechs bis acht Semester studiert, entweder Mathematik wie Georg oder Philosophie.

Von Mentoren begleitet

Seit vier Jahren können auch Schüler Scheine an deutschen Unis erwerben. Kultusminister und Hochschulrektoren haben damals entschieden, dass begabte Jugendliche schon während der Schulzeit ohne formelle Zulassung ein Studium aufnehmen dürfen. Seitdem haben etliche Universitäten im ganzen Bundesgebiet entsprechende Angebote entwickelt.

In Würzburg können die jungen Studenten aus 19 Fächern auswählen; Physik, Mathe und Informatik sind besonders beliebt. Pro Semester beginnen 60 bis 70 Schüler ein Studium, meist sehr erfolgreich. In Prüfungen schneiden sie überdurchschnittlich gut ab, sagt Wolfgang Schneider, Uni-Vizepräsident und Leiter einer begabungspsychologischen Beratungsstelle. Wer sich einschreiben möchte, muss vorher Schule, Eltern und die Hochschule davon überzeugen, dass er mit der Belastung klarkommen wird. Während des Frühstudiums achtet ein Mentor darauf, dass sich die Jugendlichen an der Uni zurechtfinden und dass die Schulnoten nicht leiden.

Studienzeit sparen

Er habe gelernt, selbständig zu arbeiten, sagt Georg Loho. Dass er so jung ist und die Kommilitonen älter sind, ist nicht immer einfach für ihn: "Da ist es schwierig, Anschluss zu finden." Das Frühstudium sei aber eine gute Möglichkeit, Studienzeit zu sparen.

Eine im Auftrag der Telekom-Stiftung durchgeführte Studie der Universität Osnabrück ergab, dass Frühstudenten sich neben neuem Wissen eine bessere Studien- und Berufsorientierung erhoffen. Bundesweit wurden mehr als 300 Schülerstudenten befragt. Dass es sich im Lebenslauf gut macht, schon vor dem Abitur zu studieren, spielt ebenfalls eine Rolle. Die Hochschulen wiederum haben ein Interesse, gute Schüler früh an sich zu binden. Allerdings wechseln einige Frühstudenten nach dem Abitur an eine andere Uni und manche wählen dann außerdem ein anderes Fach. Das sehen die Professoren aber gar nicht so kritisch: "Ist doch gut, wenn sie erkennen, dass ein Studiengang nichts für sie ist", sagt Schneider. So gibt es dann später weniger Studienabbrecher.

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