Mittagessen im Job:Mach mal Pause

Zwölf Uhr mittags. Eine Stadt in Deutschland. Das Magenknurren beginnt. Jetzt in die Kantine? Oder lieber raus? Sechs Münchner verraten, wo sie am liebsten ihre Mittagspause verbringen.

Jutta Göricke

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Wie kann ich von unterwegs mit meinem iPhone den Ladezustand meines Elektrofahrzeugs abfragen? Wie kommt die Musik von meinem Homeserver ins Auto? Peter Lehnert, 39, macht sich über solche Sachen Gedanken. Denn der promovierte Ingenieur ist bei BMW im Münchner Norden zuständig für das Infotainment und damit für die nahtlose Vernetzung zwischen Auto, Fahrer und seiner Lebenswelt. Lehnert ist überzeugter Kantinengänger. "Unsere Kantine hat Themeninseln mit Pasta, Fisch und Salaten." Das kommt ihm sehr entgegen: "Ich mag eher leichtes Essen, gerne asiatische Küche - obwohl es hier natürlich auch Fleischpflanzerl gibt." In zwei Wochen zieht Lehnert mit seiner Familie um, nach Tokio, wo er für seine Firma das Technology Office Japan übernehmen wird. Keine Frage: Er mag Sushi. "Nein, keine Frage", sagt er.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Eigentlich hat Christina Huber, 45, gleich mehrere Jobs. Erstens entwirft sie Klamotten, Dirndl aus Sari-Stoff und Retro- Röcke zum Beispiel. Zweitens verkauft sie diese sehr eigenen Kleidungsstücke - neben Glitzerringen, Westernstiefeln mit Blumenmuster und anderen Dingen, die Hobby-Elstern das Funkeln in die Augen treibt. Und drittens - das ist hier nicht unwichtig - verschafft sie anderen Menschen eine gemütliche Mittagspause. Denn in ihrem Haidhauser Laden Hubercraft kann man auch eine heiße Schokolade trinken und Törtchen essen. Gerne lässt Huber sich auch auf ein Schwätzchen mit den Gästen ein. Macht sie da nicht selbst den ganzen Tag irgendwie Pause? "Nicht wirklich, weil ich ja der Laden-Hüter bin", sagt sie. "Ich möchte den Leuten, die hierher kommen, einfach nur ihre Auszeit so angenehm wie möglich gestalten."

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, hat Petra Liebhart, 47, vielleicht schon mal im richtigen Leben gesehen. Sie ist Trambahnfahrerin und kommt auf allen Linien zum Einsatz. Seit drei Jahren macht sie das jetzt schon. Vorher war sie Friseurin. Wie es zu dem Wechsel kam? "Eigentlich aus einer Laune heraus", sagt sie. Sie mag ihren Job trotz Schichtdienst. "Manchmal muss ich schon morgens um halb drei aus den Federn raus", sagt sie. Die Pause zwischendurch ist ihr sehr wichtig: "Man muss sich schon stark konzentrieren im Straßenverkehr." Am liebsten legt sie einen Zwischenstopp am Hauptbahnhof ein. Da hat die Münchner Verkehrsgesellschaft Aufenthaltsräume für ihre Fahrer. Meist kauft sie sich irgendwo eine Breze. Das reicht ihr. Wichtiger: "Der gesellige Austausch mit den Kollegen. Schließlich ist das Fahren ziemlich einsam."

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Ralf Blei (Mitte), 35, ist Fliesenleger. 15 Jahre macht er das schon, eigentlich in Chemnitz. Aber auch ein Fliesenleger muss heutzutage mobil sein. Deshalb arbeitet er im Moment in Berg am Laim, wo die Firma Baywobau Mietwohnungen errichtet. Mit ausgesucht guter Verpflegung ist es nicht weit her, wenn man fern von zu Hause in einer Pasinger Pension lebt. "Man könnte da kochen, aber meist gehe ich abends in eine Gaststätte", sagt Blei. Umso wichtiger ist ihm die Mittagspause im Mannschaftscontainer, wo er zusammen mit seinen Kollegen wahlweise Leberkässemmeln oder Döner verspeist. 45 Minuten Zeit haben sie jeden Mittag dafür. "Da wird erzählt, und man entspannt ein bisschen." Im September, wenn der Münchner Auftrag erledigt ist, wird er die Entspannung vertiefen. Dann geht es zwei Wochen lang in die Ferien, nach Kroatien.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Thomas Janssen, 60, und Claudia Teschke, 53, arbeiten im Klinikum rechts der Isar. Er forscht als Professor für experimentelle Audiologie. Sie ist Logopädin und kümmert sich zum Beispiel um Patienten mit Cochlea-Implantat. Wann immer es die Arbeit zulässt, zieht es sie mittags raus aus dem Krankenhaus, gleich um die Ecke an den Wiener Platz, einen der schönsten Orte in München. Hier gibt es einen Maibaum, interessante Schmankerlstände und "ein gutes Feng Shui", wie Teschke sagt. "In der Mensa ist es zu laut, zu voll, und ich möchte mich ein bisschen bewegen. Überhaupt will ich mittags nicht so viel essen", fügt sie hinzu. Ein Stück Kuchen und eine Tasse Cappuccino sättigen schließlich auch. Und wie ist das, wenn man mit dem Kollegen pausiert? Kann man da überhaupt vom Job abschalten? "Wir reden schon über die Arbeit, aber nicht nur."

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Holger Felten (rechts), 42, ist Graphikdesigner. Fünf Leute arbeiten in seinem Büro Rose Pistola in der Maxvorstadt, das er vor sechs Jahren mit einer Hamburger Partnerin gegründet hat. Das gemeinsame Essen am großen Ateliertisch ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitstages. Dazu gehört auch: selber kochen. "Meist wird die Organisation verteilt: Einer kauft ein, einer kocht, und zwei räumen auf. Wer was macht, wird spontan entschieden, je nach Arbeitslage", sagt Felten. "Ab und zu kochen wir ein Highlight wie Tafelspitz in einer feinen Kardamom-Marinade oder King-Prawn-Zitronen-Spaghetti. Immer alles mit Salat." Im Moment arbeiten die Pistolas unter anderem an einem Verpackungskonzept für ein Kaffeehaus. Dazu gehört ein Klebeband mit der Aufschrift "Vorsicht: Lecker!"

© SZ vom 14.8.2010
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