Mein Kollege sagt ...:"Bist du auch eingeladen?"

Für Feiern im Büro existieren ungeschriebene Gesetze. Eines davon lautet: Sogar der unbeliebteste Kollege muss eingeladen werden. Doch Profis finden einen Weg aus dem Dilemma.

Julia Bönisch

2009 gibt's viel zu feiern, denn 2009 ist das Jahr der Jubiläen: 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall, 160 Jahre Verfassung der Paulskirche. Dazu der 50. Geburtstag der Barbiepuppe, 20 Jahre Loveparade und 40. Jahrestag der Mondlandung.

Mein Kollege sagt ...: Party im Büro - mit dem Drink in der Aktentasche: Die Gastfreundschaft im Kollegium hat vielerlei Gestalt.

Party im Büro - mit dem Drink in der Aktentasche: Die Gastfreundschaft im Kollegium hat vielerlei Gestalt.

(Foto: Foto: iStock)

Wir werden also ums öffentliche Jubeln nicht herum kommen. Zu allem Überfluss steht zu befürchten, dass auch im Büro das ein oder andere Ereignis bevorsteht, das begossen werden will. Das Erinnerungspotpourri ist zwar nicht ganz so glamourös wie das des kollektiven Bewusstseins, doch auch im Team stehen die besten Hits der 70er, 80er, 90er und das Beste von heute auf dem Programm: Der Meier wird 40, die Tochter vom Müller wird Mutter und der Neue will nach der überstandenen Probezeit seinen Einstand geben.

Schaler Sekt in Plastikbechern

Die Gastfreundschaft im Kollegium hat dabei vielerlei Gestalt: Während der eine ein kümmerliches Plastikschälchen mit 500 Gramm Kartoffelsalat aus dem Supermarkt gegenüber auf den Tisch knallt und dazu schalen Sekt in Plastikbechern ausschenkt, machen die anderen mit einem neckischen Aushang am Schwarzen Brett auf die Feierlichkeiten aufmerksam:

Helga und Manfred wollen Euch herzlich begrüßen, um gemeinsam vergnügliche Stunden zu genießen. 20 Jahre im Betrieb sind der Grund, um Kollegen zu laden für eine Party-Rund.

Dazu gibt es dann einen Käse-Igel, Nudelsalat mit viel Mayonnaise und Erdnussflips.

Inniges Verhältnis zur Topfpflanze

Bei solchen Feiern wird traditionell die komplette Abteilung eingeladen. Selbst wer ein eher funktionales Verhältnis zu seinen Kollegen pflegt, Duz-Angebote überfreundlich ablehnt ("Eine dumme Marotte von mir: Ich bin da ein wenig altmodisch") und zur Topfpflanze auf dem Fensterbrett ein innigeres Verhältnis als zu seinem Schreibtischnachbarn pflegt, kann sich solchen Festivitäten kaum entziehen.

Vernünftige Mitarbeiter feiern deshalb gleich zu Hause: Da können sie ihre Gästeliste selbst zusammenstellen und nur die Kollegen draufsetzen, die sie auch wirklich dabei haben wollen. Der alternde Marketingchef, der nach zwei Glas Weizen zutraulich wird und berichtet, er habe noch so viel Feuer in sich, bleibt eben daheim.

Auf der nächsten Seite: Um keine Ausrede verlegen - wie der Profi reagiert, wenn Kollegen erfahren, dass ohne sie gefeiert wurde.

"Bist du auch eingeladen?"

Ein unschuldiger Augenaufschlag

Doch es gibt immer wieder Naivchen und Gutmenschen, die glauben, auch zu einer Privatparty sei jeder herzlich willkommen. Sie gehen deshalb zu eben jenem Marketingchef und fragen mit einem unschuldigen Augenaufschlag: "Bist du auch beim Rüdi eingeladen? Wollen wir uns nicht vielleicht für ein Geschenk zusammentun?"

Das kann zu üblen Verwerfungen führen. Erfahrene Kollegen sagen deshalb gleich zu jeder Einladung dazu: "Aber bitte nicht weitersagen. Den W. hab ich nämlich nicht eingeladen - aber ich will nicht, dass er sauer ist."

Erfährt er durch einen dummen Zufall doch, dass sich Kollegen ohne ihn vergnügt haben, sollte der Feiernde schon eine gute Ausrede parat haben.

"Ich hab gehört, du hast neulich Geburtstag gefeiert? Wie war denn die Party?"

"Ach das? Nein nein, wir haben nur kurz angestoßen. 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall, 20 Jahre Loveparade - du weißt schon. Zu meinem Geburtstag hätte ich dich selbstverständlich eingeladen."

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