Managerinnen in Unternehmen:Frauenquote, der Ritt auf der Schnecke

Sommer

Im Schneckentempo zur Gleichberechtigung: Auch 2015 ist der Anteil weiblicher Spitzenführungskräfte in Deutschland nur minimal gewachsen.

(Foto: Florian Peljak)
  • Trotz der Diskussion um die Frauenquote sind auch 2015 nur wenige weibliche Führungskräfte in die Vorstände und Aufsichtsräte großer deutscher Unternehmen aufgerückt.
  • Dem Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge liegt der Frauenanteil in den Chefetagen der 200 umsatzstärksten Firmen bei 6,3 Prozent.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Frauen bleiben in den Vorstandsetagen von großen Unternehmen in Deutschland weiter eine Seltenheit. 2015 lag der Anteil der weiblichen Führungskräfte in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Firmen außerhalb des Finanzsektors bei 6,3 Prozent. 2014 waren es 5,4 Prozent. Trotz der Diskussionen um die Frauenquote hat sich der Zuwachs damit im Vergleich zu den Vorjahren noch abgeschwächt. Das zeigt das Managerinnen-Barometer, das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgestellt hat.

"Die Entwicklung gleicht einem Ritt auf der Schnecke", sagt DIW-Forschungsdirektorin Elke Horst. Rückten Frauen weiter in dem Tempo in die Vorstandsetagen auf, würde es in den Top-200-Firmen noch 86 Jahre dauern, bis genauso viele Frauen wie Männer im obersten Management sitzen, rechnet das Institut vor.

Bei Fresenius und Porsche sitzt keine einzige Frau im Vorstand

Seit 2006 untersucht das DIW den Frauenanteil in den Führungsetagen. Außerdem nimmt das Institut alle Unternehmen unter die Lupe, die im Deutschen Aktienindex (Dax) oder in den Nebenwerte-Indizes MDax, SDax und TecDax vertreten sind. Hinzu kommen Firmen mit Bundesbeteiligung.

Dabei zeigt sich, dass es große Unterschiede gibt. So haben zwei Unternehmen, Fresenius und Porsche, weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat eine einzige Frau. Es gibt aber auch positive Beispiele wie in den Aufsichtsräten von Henkel (sieben Frauen und neun Männer) oder Tui (sechs Frauen und neun Männer).

Insgesamt gibt es in den Kontrollgremien einen etwas stärkeren Aufwärtstrend. So stieg in der Gruppe der Top-200-Firmen der Frauenanteil bei den Aufsichtsräten von 18,4 Prozent Ende 2014 auf nun 19,7 Prozent. Allerdings ist in gut einem Fünftel der Top-200 entweder gar kein Kontrolleur oder höchstens jeder zehnte eine Frau.

Erst 28 Prozent der Firmen erfüllen die neuen Vorgaben

Seit Jahresanfang müssen mehr als 100 an der Börse notierte Unternehmen bei der Neubesetzung von Aufsichtsräten die 30-Prozent-Quote berücksichtigen. Von den 30 Dax-Konzernen hat laut DIW immerhin die Hälfte diesen Wert erreicht. Insgesamt erfüllen von den gut 100 Firmen jedoch erst 28 Prozent die neuen Vorgaben.

Eher schlecht sieht es auch bei den ebenfalls untersuchten 100 größten Banken und Sparkassen und den knapp 60 größten Versicherungen aus. Hier beträgt der Frauenanteil in den Vorständen acht und neun Prozent. In den Aufsichtsräten sind die weiblichen Aufseher nach wie unterrepräsentiert mit einem Anteil von 21 Prozent bei den Banken und 19 Prozent bei den Versicherungen. Bei den Genossenschaftsbanken sind es sogar nur 16 Prozent. Holst hält diese Zahlen für besonders enttäuschend, da Frauen im Finanzsektor die Mehrheit der Beschäftigten stellen.

Das neue Frauen-Quoten-Gesetz verpflichtet nun 3500 große deutschen Unternehmen, sich Zielgrößen für einen höheren Frauenanteil in den Führungsgremien selbst zu setzen. DIW-Expertin Holst sieht dies mit Skepsis: "Ohne wirkliche Sanktionen bei Nichterfüllung der Zielgrößen könnte sich das Gesetz als ein zahnloser Tiger herausstellen."

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