Manager in der "Simpsons"-Serie:Imagepflege in Springfield

Homer und Bart Simpson

Zu Gast bei Bart und Homer: Wenn Manager in der Comic-Kultserie Die Simpsons auftreten, kommen sie am Ende meist gut weg.

(Foto: dpa)
  • Mark Zuckerberg, Elon Musk, Richard Branson - immer mehr Manager haben Gastauftritte in der amerikanischen Comic-Kultserie The Simpsons.
  • Der Zeitpunkt ist meist gut gewählt: Die Firmenbosse erhoffen sich einen Imagegewinn und lassen sich dafür auch gerne verkohlen.
  • Nur ein Unternehmenschef kam bislang nicht gut weg - weil er die Zusammenarbeit mit den Serien-Verantwortlichen verweigerte.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es war natürlich kein Zufall, dass Mark Zuckerberg ausgerechnet am 3. Oktober 2010 als gelbe Figur in der Fernsehserie "The Simpsons" zu sehen war. In dieser Folge weiß Lisa Simpson nicht so recht, was sie mit soeben geerbten 50 Dollar anstellen soll. Sie besucht mit ihrem Freund Nelson Muntz eine Ausstellung (Motto: "30 Dollar dafür, um Menschen zu sehen, die reicher sind als Du!") und trifft dort auf den Facebook-Gründer - der seine Rolle selbst spricht.

Zuckerberg gelingt ein herrlich selbstironischer Auftritt: Er verkohlt seine soziale Inkompetenz, macht sich über seinen fehlenden Uniabschluss lustig ("Der beste akademische Grad: Ehrendoktor, Baby!"), und tritt gemeinsam mit Richard Branson, Bill Gates und Muntz zu einem Hahnenkampf an. Später wird er beim Rollschuhfahren umgerempelt, postet seinen Schmerz bei Facebook und bekommt dafür von Nelson als Kommentar dessen üblichen Lacher "Ha, Ha!"

Die Botschaft ist unmissverständlich: Zuckerberg ist ein cooler Typ, der auch über sich selbst lachen kann. Der Zeitpunkt war deshalb bedeutsam, weil zwei Tage zuvor der Film "The Social Network" von David Fincher erschienen war, in dem Zuckerberg als Arschloch dargestellt wird. Der Auftritt bei den Simpsons war Teil einer Image-Gegenkampagne, verbunden mit einer ihm wohlgesonnenen Biografie und einem wohlwollenden Porträt im Magazin der New York Times.

Kein zufälliger Zeitpunkt

Noch immer gilt eine Rolle bei den Simpsons als popkulturelle Raumfahrt. Bislang gab es laut Fox in 25 Spielzeiten insgesamt 647 Gastauftritte. Meist sind es Sänger, Schauspieler oder Sportler, bisweilen auch Wissenschaftler und Politiker. Konzernchefs kommen nur selten vor, es gab bislang ungefähr so viele Gründer wie Menschen auf dem Mond (zwölf). In der soeben angelaufenen Staffel werden zwei Technik-Bosse hinzukommen, die sich selbst sprechen - und auch in diesen Fällen ist der Zeitpunkt nicht zufällig gewählt.

Elon Musk wird Anfang 2015 in der Folge "The Musk Who Fell To Earth" auftauchen. Als Investor für nachhaltige Energien ist er Gegenspieler des sinistren Kernkraftwerkbesitzers Montgomery Burns. Einen Helden also, der von Burns überfahren wird. "Aber nicht mit einem i8", scherzte Musk kürzlich, der aufgrund der geplanten Tesla-Fabrik und dem milliardenschweren Auftrag durch die NASA für seine Raumfahrtfirma SpaceX als eine Mischung aus größenwahnsinnigem Spinner und anbetungswürdigem Visionär gilt. Eine Gastrolle bei den Simpsons soll ihn als sympathisch, selbstironisch und damit weniger abgehoben zeigen.

Alle gegen Burns

Richard Branson soll nach seinem stummen Kurzauftritt in der Zuckerberg-Folge nun eine Sprechrolle bekommen: Auch er wird gegen Burns antreten, als liebenswerter, aber nerviger Nachbar. Die Gastrolle war bereits vor dem Absturz der Raumfähre Spaceship Two geplant, es gibt Gerüchte, dass Bransons Weltraumtourismus-Pläne bei den Simpsons verarbeitet werden könnten. Wie auch immer: Branson dürfte als wunderbarer Mensch porträtiert werden.

Die freiwillige Teilnahme und das Einsprechen einiger Sätze gelten als Voraussetzung dafür, zwar verkohlt zu werden, letztlich aber doch einen positiven Auftritt hinzulegen: Mark Cuban, Eigentümer der Dallas Mavericks, porträtierte sich selbst als ausgeflipptes Maskottchen seines Vereins, Amazon-Chef Jeff Bezos war der schreckhafte Teilnehmer am Milliardärs-Camp, Wikileaks-Gründer Julian Assange - er sprach seine Rolle für die 500. Folge der Serie von einem geheimen Ort in England aus ein - wählte als Code für sein Versteck einfach "1-2-3-4". Das sind sympathische Schrulligkeiten, die gerade in der Technikwelt oftmals gottgleichen Gestalten werden durch die Darstellung als Comicfigur tatsächlich menschlicher.

Anders gehen die Simpsons-Verantwortlichen mit Unternehmern um, die nicht mitmachen wollen. Bill Gates wird als eiskalte Heuschrecke mit fragwürdigem Haarschnitt dargestellt, der die von Homer Simpson gegründete Firma einfach zerstört und dabei sagt: "Ich bin nicht reich geworden, indem ich viele Schecks geschrieben habe." Steve Jobs, der bei den Simpsons unter dem Namen "Steve Mobs" firmiert, checkt permanent die Ergebnisse von Suchmaschinen über sich selbst, er erklärt Lisa die wahre Firmenphilosophie von Apple - nicht "Think Different", sondern "No Refunds".

Nett ist das nicht

Nach seinem Tod verweigert er Gott einen Urlaubstag an Weihnachten. Gates und Jobs werden in einigen Folgen bei Zankereien gezeigt, Bart Simpson deutet gar an, dass die beiden miteinander liiert sind und sich auf einem Berg voller Geld küssen. Nett ist das nicht.

Es gibt bei den Simpsons nur einen Unternehmer, der sowohl ohne seine Zustimmung permanent verkohlt wird und sich dennoch auch selbst gesprochen hat: Rupert Murdoch, Chef des Senders Fox, auf dem die Serie ausgestrahlt wird. Es gehört zu den Running Gags von Erfinder Matt Groening, Murdoch, dessen Reichtum und politische Einstellung immer wieder zu veralbern. Dennoch trat Murdoch auch selbst auf, er wollte sogar seine Vorstellung selbst verfassen.

Seine ersten Worte sind: "Hallo, ich bin Rupert Murdoch, der Milliardär-Tyrann."

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