Liebe, Kinder, Karrieren:Wenn aus Traumpaaren Eltern werden

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Zwei Karrieren, ein Traumpaar - und dann bringen, plopp, die Kinder alles durcheinander.

(Foto: dpa)

Die beste Geburtsvorbereitung: Räumen Sie das ganze Baby-Klingklong zur Seite und reden Sie nüchtern darüber, wie es beruflich für beide Partner weitergehen soll.

Kolumne von Carsten Matthäus

Dies ist ein Text, der ohne Schnörkel auskommt, denn er richtet sich an Menschen, die keine Zeit zu verlieren haben. Wir sind mittendrin in der Rushhour des Lebens, getrieben von anspruchsvollen Chefs und kulleräugigen Kindern. Wir jonglieren, um neben Beruf und Familie auch Fitness, Freunde, Kultur, Naturerlebnisse und die Liebe zueinander noch möglichst hochzuhalten.

Die Liebe? Hatte so schön angefangen. Zwei gute Ausbildungen, gute Karriereaussichten. Ansehen, Aussehen, Erfolg, Wohlstand: alle Zutaten für ein Traumpaar. Am Wochenende Zeit, das Leben und die Liebe zu genießen, schlicht paradiesisch. Dann kamen die Kinder und brachten - plopp - alles durcheinander.

Einer macht weiter wie bisher, die andere kümmert sich um die Familie

Bei uns und unseren Freunden war nun klar: Mindestens einer musste jetzt etwas aufgeben. Die Traumpaare tauchten ab in die Mühen der Ebene. Einige von ihnen nach dem alten Muster: Einer (meistens der Mann) machte so weiter, als wäre nichts gewesen und kümmerte sich nur um die Familie, wenn es sein Terminplan erlaubte. Die andere (meistens die Frau) machte vor allem Familie und eher keine Karriere mehr.

Bei nicht wenigen sorgte das für Frust, weil - siehe oben - beide Partner zuvor ähnlich gut ausgebildet und gleichberechtigt waren. Die anderen versuchten den Balanceakt: Beide Partner kümmern sich zu gleichen Teilen um alles, um Karriere und Kinder, wechseln sich ab beim Putzen, Waschen, Kochen, Einkaufen, Organisieren. Klingt nach einem fairen Deal. Klingt aber auch nach einer anstrengenden Sache, die keine Zeit lässt für Faxen. Oder für die Liebe. Das war und ist das Modell des Autors. Und dafür, dass die Familienministerin dieses Modell toll findet, kann er sich auch (noch) nichts kaufen.

Klassisches Modell oder Balanceakt?

Einige Liebesbeziehungen im Freundeskreis wurden zu Zweckgemeinschaften mit gelegentlichen Küsschen, und wir selbst müssen hart arbeiten, um glücklich zu bleiben (klingt paradox, ist auch so). Vielleicht ein Tipp für werdende Eltern: Sie sollten das ganze Baby-Klingklong einmal zur Seite räumen und nüchtern darüber reden, wie es mit ihren Biografien nach der Geburt weitergehen soll, weitergehen kann. Dies auch mit den jeweiligen Arbeitgebern zu besprechen (ja, auch mit dem des Mannes), wäre eine deutlich sinnvollere Geburtsvorbereitung, als gemeinsam auf dem Rücken zu liegen und Walgesänge zu imitieren.

Ob dann das klassische Modell oder der Balanceakt für die Liebe zueinander besser ist, ist schwer zu entscheiden. Es hängt davon ab, wofür man sich liebt. Wenn sich beide Partner in den klassischen Rollen wohlfühlen, ist das immer noch das für alle - auch für die Kinder - stressfreieste Modell.

Man sollte nur nicht glauben, dass eine normal ehrgeizige Frau kein Problem damit haben wird, nach einer Geburt beruflich nur noch als halbe Portion wahrgenommen zu werden. Und dass das eben sehr stark bis vernichtend auf eine Paarbeziehung wirken kann.

Zeit zu zweit ist die teuer erkaufte Ausnahme

Genauso sollte man das Karriererisiko nicht unterschätzen, wenn keiner der beiden beruflich all in gehen kann. Insbesondere in männlichen Arbeitswelten wird der Teilzeitchef - erst recht die Teilzeitchefin - gern mal von seinen Mitarbeitern oder internen Konkurrenten gefressen. Gepaart mit dem ständigen Wechsel beruflicher und familiärer Verantwortung kann auch dies zwei ehemalige Traumpartner überfordern.

Die Lösung liegt in der Zeit, die wir uns exklusiv für unseren Lebenspartner nehmen. Im Hochleistungs-Familienbetrieb ist die Zeit zu zweit die teuer erkaufte, hart erarbeitete Ausnahme. Und genau deshalb ist sie so wertvoll. Wenn wir in dieser Zeit auch die feinen Risse und abgeplatzten Stellen im Beziehungsleben spüren und reparieren können, dann kommt das Traumpaargefühl zurück. Das ist, und das sagen alle Studien der Glücksforschung, weitaus mehr wert als jede Karriere.

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