Letzter Tag im Job:Perfekt im Abgang

Notausgang bei "Klassik am Odeonsplatz" in München, 2012

Raus hier!

(Foto: Robert Haas)

An seinem letzten Arbeitstag hat ein Twitter-Mitarbeiter das Privatkonto des US-Präsidenten abgeschaltet. Auch andere Menschen haben ihre Arbeit mit einer spektakulären Aktion beendet.

Elf Minuten war der Twitteraccount von Donald Trump am Donnerstag offline. Ein Kundenbetreuer hatte das private Nutzerkonto des US-Präsidenten absichtlich ausgeschaltet. Es war seine letzte Amtshandlung. Ob der Kundenbetreuer zuvor selbst gekündigt hat, sein Vertrag ausgelaufen ist oder der Kurznachrichtendienst ihn entlassen hatte, ist bisher nicht bekannt. Sicher aber ist: Arbeitgeber, Kollegen und Netzgemeinde werden sich noch eine Weile an den Mann erinnern.

Der Kundenbetreuer ist nicht der erste, der seine mediale Macht am letzten Arbeitstag noch mal genutzt hat, als er nichts mehr zu verlieren hatte. Auch andere Jobausscheider haben die Welt zuvor schon zum Lachen und Staunen gebracht:

Die Moderatorin: Zum Abschied ein Plädoyer in den Nachrichten

Spätestens seit Janet Jacksons Brust während der Halbzeit des Super Bowl, also des Finales der Football-Profiliga, kurz durchs Bild hüpfte, sind amerikanische Fernsehmacher sehr darauf bedacht, alles potenziell Schlüpfrige aus ihrem Programm fernzuhalten. Dazu gehört nicht zuletzt das böse F-Wort, das in Talkshows regelmäßig weggepiiiiiept wird. Im Fall von Moderatorin Charlo Greene allerdings kam der Fluch derart überraschend, dass für ein Piep keine Zeit mehr war.

Greene hatte für den Sender KTVA über eine Abstimmung über die Legalisierung von Marihuana in Alaska berichtet. Das Thema liegt ihr anscheinend sehr am Herzen, denn am Ende des Beitrags hält sie ein Plädoyer für die Legalisierung von Cannabis - und schließt mit den Worten: "Und was diesen Job betrifft - nicht, dass ich eine Wahl hätte - aber fuck it, ich kündige." Sprachs und verließ mit einem Schulterzucken das Studio auf Nimmerwiedersehen.

Der Steward: Abgang über die Notfallrutsche

Dass eine öffentliche Kündigung sehr ernsthafte Folgen haben kann, musste Steven Slater erfahren. Der Flugbegleiter war nach der Landung eines Fluges auf dem New Yorker JFK Flughafen mit einer Passagierin in Streit geraten und von dieser beleidigt worden. Für Slater Grund genug, alles hinzuschmeißen. "Ich mache diesen Job seit 28 Jahren, mir reicht's", soll Slater gemeinsam mit diversen Flüchen über die Sprechanlage gebrüllt haben. Danach nahm er sich ein Bier aus der Bordküche, verließ die Maschine stilgerecht über eine Notfallrutsche und fuhr nach Hause.

Wenig später stand die Polizei vor Slaters Tür und verhaftete den Ex-Flugbegleiter. Schlussendlich wurde Slater zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt und musste der Fluggesellschaft 10 000 Dollar Entschädigung zahlen.

Der Kellner: Kündigung mit bester Laune

Applaus gab es hingegen für die Kündigung von Barista Phil. Als der sich endlich seinen Traum vom eigenen Kaffeehaus erfüllen wollte, musste er seinen Kellner-Job aufgeben. Dort verabschiedete er sich aber nicht einfach mit Formular und Unterschrift, sondern mit großer Show: Für seinen Auftritt vor Besuchern, Chefs und Kollegen holte er sich Unterstützung von US-Komiker Steve Harvey - und der schleppte ein ganzes Barbershop-Quintett an. Mit dem gut gelaunten A-Cappella-Sound ließ der Kellner nicht nur keinen Zweifel daran, dass er sich im Guten von seinem Arbeitgeber trennte. Die Zeile "I make it to the top and start my coffee shop" könnte sich auch als perfekte Werbemaßnahme für sein eigenes Kaffehaus herausgestellt haben. Das Video seiner Kündigung wurde bei Youtube mittlerweile mehr als 1,4 Millionen Mal angesehen.

Die Ingenieurin: Ein Werbespot im Super Bowl - und tschüss

Ein noch größeres Publikum erreichte mit ihrer Kündigung wohl die US-amerikanische Maschineningenieurin Gwen Dean. Sie suchte sich als Plattform für ihre Kündigung die Werbepause im Finale der Football-Profiliga aus. Der Super Bowl erzielt in den USA die höchsten Einschaltquoten des Jahres. Und offenbar war sich Dean auch sicher, dass ihr Chef vor dem Bildschirm sitzen würde. Die Ingenieurin wollte fortan lieber als selbstständige Puppenmacherin arbeiten und sagte mit einer blauen Ente am Arm in einem Werbespot kurz und knapp: "Hey Ted, ich kündige".

Der Funkingenieur: Nachtritt mit Bier und Pink-Floyd

Dass man mit seiner letzten Amtshandlung mitunter doch noch etwas zu verlieren hat, zeigt der Fall eines Funkingenieurs aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania. Nach seiner Entlassung rächte der sich an seinem ehemaligen Vorgesetzten, in dem er die Software unter anderem mit Pink-Floyd-Songtexten überschrieb und die Masten somit deaktivierte. Außerdem änderte er wichtige Passwörter. Die Firma hatte es versäumt, seine Anmeldedaten umgehend zu löschen. Im darauf folgenden Gerichtsprozess gab der Ingenieur alles zu. Das Geständnis wäre aber wohl kaum noch von Nöten gewesen: Der Entlassene hatte offenbar nicht bedacht, dass Ermittler ihn anhand seiner privaten IP-Adresse schnell ermitteln würden. In der Anklageschrift mit Verhörprotokollen des FBI ist zu lesen, dass von einem Computer im Haus des beschuldigten Ingenieurs auf die Funkmasten zugegriffen wurde. Der Angeklagte wurde zu einem Jahr Haft verurteilt.

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