Kriterien für Aufnahme in den Staatsdienst:Verbeamtung? Nicht für Übergewichtige

Der Freistaat Bayern wollte eine Lehrerin nicht verbeamten, weil sie zu schwer war. Rolf Habermann, Vorsitzender des bayerischen Beamtenbundes, über Sinn und Unsinn solcher Kriterien.

Tina Baier

Weil der Freistaat sie wegen ihres Übergewichts nicht verbeamten wollte, ist die 40-jährige Elke Nock vor das Verwaltungsgericht München gezogen. Die Lehrerin aus Burghausen hat gewonnen und wird bereits nächste Woche in den Staatsdienst übernommen. Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbunds, über Sinn und Unsinn von Kriterien, die Bewerber für eine Verbeamtung erfüllen müssen.

Kriterien für Aufnahme in den Staatsdienst: Rolf Habermann, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes.

Rolf Habermann, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes.

SZ: Warum will der Freistaat Menschen mit Übergewicht nicht verbeamten?

Rolf Habermann: Grundsätzlich ist eine gesundheitliche Prüfung sinnvoll. Das Gewicht darf aber nicht allein ausschlaggebend sein. Ich kenne Fälle, in denen Kolleginnen und Kollegen innerhalb kurzer Zeit stark abgenommen haben, um verbeamtet zu werden. Danach haben die meisten dann genauso schnell wieder zugenommen. Bei der Entscheidung, ob jemand verbeamtet wird oder nicht, sollte die fachliche Qualifikation im Vordergrund stehen.

SZ: Warum spielt das Gewicht überhaupt eine Rolle?

Habermann: Medizinisch ist es wohl so, dass Übergewicht ein Risikofaktor für bestimmte Krankheiten ist, etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Staat will vermeiden, dass er jahrzehntelang für jemanden bezahlt, der aus gesundheitlichen Gründen gar nicht dienstfähig ist. Mir sind aber keine Auswertungen bekannt, die belegen, dass Übergewichtige schneller dienstunfähig werden als Menschen mit Normalgewicht.

SZ:Wie hat man sich das überhaupt vorzustellen? Der Bewerber muss Größe und Gewicht angeben, irgendjemand rechnet mit dem Taschenrechner den Body-Mass-Index aus und wenn der zu hoch ist, wird es schwierig mit der Verbeamtung?

Habermann: Es gibt solche Fälle, ja. Oft wird das aber auch sehr menschlich gehandhabt, das heißt, man versucht gemeinsam, nach Lösungen zu suchen. Bei uns melden sich immer wieder Kollegen oder Kolleginnen, die wegen ihres Gewichts Schwierigkeiten mit der Verbeamtung haben. Betroffen sind nicht nur Lehrer oder Polizisten, sondern auch alle anderen angehenden Beamten.

Was ist mit Rauchern?

SZ: Gibt es neben Übergewicht noch andere gesundheitliche Risiken, die eine Verbeamtung verhindern?

Adipositas: Fast jeder vierte Deutsche ist krankhaft fettleibig.

Vor einem Jahr hat das Klinikum Dachau seine Adipositas-Fachabteilung gegründet, um Menschen mit gefährlicher Fettleibigkeit zu helfen.

(Foto: dpa)

Habermann: Ja. Es gibt da ganz tragische Fälle. Menschen, die in jungen Jahren Krebs bekommen oder die einen Herzfehler haben, werden auch nicht verbeamtet. Sie bekommen aber in der Regel einen unbefristeten Angestelltenvertrag. Daneben gibt es die Möglichkeit, eine Schwerbehinderung geltend zu machen. Wenn diese anerkannt wird, erleichtert das die Übernahme.

SZ: Wenn man das konsequent zu Ende denkt, dürften starke Raucher auch nicht verbeamtet werden.

Habermann: Ja. An dem Argument ist was dran. Aber meines Wissens wird bei der Verbeamtung nicht berücksichtigt, ob jemand raucht oder nicht. Ich hielte das auch für vollkommen übertrieben. Wenn man die Raucher auch noch ausschließen würde, hätten wir nicht mehr viele Beamte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: