Krankenpfleger:Wer hat schon Zeit für ein Gespräch?

Mehr Patienten, weniger Personal: Krankenpfleger beklagen zunehmende Mängel bei der Versorgung ihrer Patienten - und schließen eigene Fehler nicht aus.

Die Arbeitsbelastung von Pflegern in Krankenhäusern ist einer Studie zufolge deutlich gestiegen. Damit gingen zunehmend Mängel bei der Patientenversorgung einher, ergab das "Pflege-Thermometer 2009" des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln. Die Wissenschaftler hatten dafür mehr als 10.600 Krankenhauspfleger in allgemeinen Krankenhäusern befragt.

Krankenpfleger Arbeitszustände

Immer gehetzt: Krankenpfleger beklagen sich über widrige Arbeitsumstände.

(Foto: ddp)

Ein Grund für die steigende Arbeitsbelastung sei der deutliche Jobabbau. In den Jahren 1996 bis 2008 fielen der Studie zufolge etwa 50.000 Vollkraftstellen in der Krankenhauspflege weg - das war etwa jede siebte Stelle. Erst 2008 habe sich die Zahl der Pfleger in Krankenhäusern wieder erhöht, um 0,7 Prozent oder 1840 Vollzeitkräfte.

Immer mehr Patienten

Parallel zum Stellenabbau sei die Menge der zu behandelnden Patienten kontinuierlich größer geworden. 1995 wurden nach Angaben der Wissenschaftler etwa 15,6 Millionen Fälle in allgemeinen Krankenhäusern behandelt, 2008 waren es bereits 17,5 Millionen. Obwohl die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus sank, muss ein einzelner Pfleger immer mehr Patienten betreuen. Allein seit 2007 sei die Zahl der zu versorgenden Fälle pro Pfleger von 59 auf 61,5 gestiegen.

Mehr als zwei Drittel der Befragten erklärten, dass sie im vergangenen Jahr mehr Patienten betreuen mussten als vorher. Bei jedem zweiten Pfleger ging das mit einem Abbau von Stellen einher, so das Institut. Lediglich 5,6 Prozent der Befragten gaben an, im vergangenen halben Jahr keine Überstunden geleistet zu haben. 40 Prozent kamen in dieser Zeit auf 46 bis 70 Überstunden. Nur zwei von fünf Pflegenden konnten die geleisteten Überstunden zeitnah in Freizeit umwandeln und die Mehrbelastung auf diese Weise ausgleichen. Bei vielen Pflegenden sei es an der Tagesordnung, an freien Wochenenden für Kollegen einzuspringen.

Mängel nicht auszuschließen

Mit der Arbeitsbelastung gingen Mängel in der pflegerischen Versorgung einher. Probleme gebe es vor allem bei der Überwachung von verwirrten Patienten, bei der Mobilisierung sowie bei der fachgerechten Lagerung von bewegungseingeschränkten Patienten. Gleiches gelte für Gespräche mit Patienten, die Betreuung Schwerstkranker und die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme.

Etwa vier von fünf Pflegekräften konnten nicht ausschließen, dass in den vergangenen sieben Tagen bei Arbeiten in diesen Bereichen Mängel vorgekommen seien. Bei der Medikamentengabe, beim Verbandswechseln und bei Hygienemaßnahmen räumten jeweils mehr als die Hälfte der Befragten mögliche Mängel ein, so die Studie. Nur jede dritte Pflegekraft gehe noch uneingeschränkt davon aus, dass sich pflegerische Arbeiten, die als notwendig erachtet werden, in der Regel auch ausführen lassen. Dennoch erklärten mehr als 80 Prozent, sie hätten trotz der schwierigen Personalsituation die Versorgung weitestgehend aufrechterhalten können.dpa

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