Kommentar:Ein bisschen Harvard

Es ist ein Armutszeugnis: Die beste deutsche Universität landet im internationalen Vergleich auf Platz 48. Nach langem Streit haben Bund und Länder jetzt beschlossen, mit 1,9 Milliarden Euro zehn Elite-Unis in den nächsten Jahren zu fördern. Der gefundene Kompromiss ist viel versprechend.

Von Jeanne Rubner

Und sie bewegen sich doch: Bund und Länder raufen sich zusammen. Nach der Hinhalte-Taktik der Länder war eine schnelle Einigung und ein klares Bekenntnis zu den Elite-Unis unwahrscheinlich geworden. 16 Landesminister setzten auf breitere Förderung von Fachbereichen, der Bund wollte partout seine Spitzen-Hochschulen.

Kommentar: Studenten in Bremen feiern ihre Abschlüsse.

Studenten in Bremen feiern ihre Abschlüsse.

(Foto: Foto: ddp)

Beide Konzepte schienen nicht zusammenzupassen. Neben den ärmeren Ost- und Nordländern, die knauserten, leistete auch Nordrhein-Westfalen Widerstand. Der jetzt gefundene Kompromiss ist ein gutes Zeichen.

Die Länder bekommen ihre Breitenförderung und damit die Garantie, dass Hochschulen, die unterhalb der ersten Liga mitspielen, nicht durch einen Elite-Wettbewerb demotiviert werden. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn wiederum kann endlich beginnen, ein paar deutsche Universitäten nach Harvard-Muster auszustatten, getreu der neuen SPD-Maxime: Elite ist gut für unser Land.

Die Quittung für jahrlange Vernachlässigung

Beides ist vernünftig: Die guten Hochschulen brauchen einerseits mehr Geld für ihre besten Forscher und Studenten. Andererseits kann es den Wettbewerb nur beflügeln, wenn besonders herausragende Lehranstalten gefördert und international aufgewertet werden. Dass die beste deutsche Hochschule sich weltweit auf Platz 48 wiederfindet, ist ein Armutszeugnis und die Quittung für jahrelange Vernachlässigung.

Bulmahn hat es geschafft, die Länder in die Pflicht zu nehmen und damit auch ihren Kabinettskollegen Hans Eichel. Gewünscht hätte man sich ein größeres Engagement der Länder für ihre Hochschulen. Statt der üblichen 50 Prozent wollen sie nur ein Viertel der Mittel beisteuern. Das ist zu wenig für darbende Unis.

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