"Karrierefaktor Networking":Mein Netzwerk ist mein Schatz

Die Autorin und Netzwerkerin Ulrike Rudolph hat ein Buch über die Bedeutung von Beziehungen auf dem Weg zum beruflichen Erfolg geschrieben.

Von Sebastian Bräuer

"Sie werden sehen: Erfolg macht glücklich und süchtig." Der Satz im Vorwort klingt wie ein Appell: Wer dieses Buch liest, wird es schaffen. Ein bisschen an den Gesprächstechniken feilen, ein wenig Recherchetraining und vor allem intensives Networking - dann steht den Sprüngen auf der Karriereleiter nichts mehr im Wege.

Voller Optimismus wendet sich Ulrike Rudolph mit ihrem Buch "Karrierefaktor Networking" an den Leser, dem das Gefühl vermittelt wird, in seinem bisherigen Leben eine Vielzahl von Chancen vergeben zu haben.

Anders als die fiktive Sekretärin Claudia Wilke, die in dem Buch als Musterbeispiel angeführt wird. Wilke hat einen Freund, der jemanden kennt, der einen Studienkollegen hat, der freier Drehbuchautor ist und die Betreuerin der Kandidaten von "Wer wird Millionär" kennt. Schon kann sie mit Günter Jauch in Kontakt treten. So einfach ist das.

Der in dieser Veranschaulichung enthaltene Grundsatz, dass jede private Beziehung nützlich sein kann und gepflegt sein will, ist naheliegend. "Wer aktiv Kontakte knüpft, erfährt nicht nur von freien Stellen, sondern gewinnt oft auch entscheidende Fürsprecher", sagt Rudolph.

Unangenehm wird erst die Konsequenz, die sie vorschlägt: Weil man unmöglich alle Kontakte in gleicher Weise pflegen könne, müsse man seine Beziehungen eben "rationalisieren".

In der ersten Kategorie des Beziehungsrasters sind alle Personen anzusiedeln, die keine weiter reichenden Einflussmöglichkeiten haben - zum Beispiel der eigene Großvater. "Für ihre Karriereplanung können sie die erste Kategorie getrost außer Acht lassen", schreibt Rudolph.

"Das hört sich hart an, aber wenn man seine Karriere wirklich pushen will, muss eben kurzfristig anderes auf der Strecke bleiben", sagt die Autorin auf Nachfrage.

Rudolph hat bei der Recherche vorwiegend mit Experten aus den USA gesprochen. Unverkennbar schwappt in ihrem Buch die "You can do it"-Mentalität der amerikanischen Geschäftswelt über den großen Teich. Menschen werden zu "Natural Ressources", Kundenpflege zu "Clienting", persönliche Fähigkeiten zu "Soft Skills" und selbstbewusstes Auftreten zu "Ego-Marketing".

"In Deutschland weiß man wenig über Networking", hat Rudolph festgestellt. Vergeblich habe sie beim "Institut der deutschen Wirtschaft" und bei großen Unternehmen um Stellungnahmen gebeten. Jobsuche mit Hilfe von Vitamin B werde oft naserümpfend betrachtet. "Trotzdem ist es hilfreich, Fürsprecher zu haben", meint sie. Sonst ginge Rudolphs Buch ja auch die Berechtigung verloren.

"Karrierefaktor Networking" ist in zwei Teile untergliedert. Im ersten Abschnitt gibt Rudolph Tipps, wie man lernt sich selbst einzuschätzen, seine Ziele zu definieren und Gespräche bewusst zu steuern. Alle Themen werden knapp und präzise behandelt. Übungen regen zum Nachdenken an, durch eine beiliegende CD-Rom kommen auch die Computerfreaks auf ihre Kosten.

Im zweiten Teil geht es in die Offensive. Durch Kontaktpflege ein konkretes Ziel zu verfolgen, nämlich einen neuen Job, nennt Rudolph "Focus-Networking". "Mein Netzwerk ist mein Schatz", lautet die goldene Regel - und potenzielle Netzwerke finden sich immer und überall.

Nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern auch in Bastelrunden, Angelvereinen und Aids-Selbsthilfegruppen. Sie selbst profitiere als Freiberuflerin "ständig" von ihrem Netzwerk, erzählt Rudolph.

"Am Ende des Buches werden Sie vielleicht sagen: Ich bin ein "Net-Workaholic", droht Rudolph in der Einleitung. Psychologen würden sich wohl über diese neue Krankheit freuen.

Rudolph, Ulrike: Karrierefaktor Networking. Rudolf Haufe Verlag Freiburg, 2004. Preis: 19,80 Euro.

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