Karriereberater:Bewerbung mit Bauchgefühl

Karriereberater: Mit einem lockeren Plausch dürfe man ein Berufs-Speed-Dating nicht verwechseln, sagt Martin Wehrle. Welche Botschaften man aussenden wolle, solle man sich vorher gut überlegen.

Mit einem lockeren Plausch dürfe man ein Berufs-Speed-Dating nicht verwechseln, sagt Martin Wehrle. Welche Botschaften man aussenden wolle, solle man sich vorher gut überlegen.

(Foto: André Heeger)

Martin Wehrle beschreibt, wie sich Speed-Datings von Vorstellungsgesprächen unterscheiden.

Interview von Verena Wolff

Martin Wehrle ist Karriereberater und Autor zahlreicher Bücher. Vor zehn Jahren hat er die Karriereberater-Akademie gegründet und bildet dort Coaches für die Arbeitswelt aus. Er erklärt, worauf es bei Business-Speed-Datings ankommt.

SZ: Was können Arbeitnehmer und Arbeitgeber in derartig kurzer Zeit übereinander lernen?

Martin Wehrle: Oft lernt man bei diesen Veranstaltungen mehr als bei Vorstellungsgesprächen im Unternehmen. Denn je förmlicher es beim Bewerben wird, desto formaler und oft auch verlogener wird es. Dieser halb-informelle Rahmen lässt mehr Raum für Spontaneität. Oft spürt man instinktiv: Diese Firma passt zu mir. Oder sie passt eben nicht. Der Bauch weiß oft mehr als der Kopf.

Worauf sollte man als Student bei diesem ersten Treffen besonders achten?

Ganz wichtig: Man sollte sich vorher überlegen, welche Botschaft man über sich selbst transportieren will. Was soll bei den Gesprächspartnern trotz der Kürze der Zeit hängenbleiben? Schwierig ist es, sich abstrakt Kompetenzen zuzuschreiben. Besser ist es immer, konkrete Beispiele anzugeben. Statt "Ich bin engagiert" kann man genau sagen, wo man zum Beispiel ehrenamtlich arbeitet. Ebenfalls wichtig: das Wissen über die Firmen. Zwar ist die Zeit kurz, trotzdem sollte man zeigen, dass man sich informiert hat und Daten in das Gespräch einfließen lassen.

Bergen so schnelle Gespräche Risiken?

Ja! Vor allem sollte man ein solches Bewerbungsgespräch nicht mit einem privaten Plausch verwechseln. Denn auch wenn die Umgebung und das Format eher locker erscheinen, sind es doch offizielle Termine. Jeder Studierende oder Absolvent sollte die Kleidung tragen, die im späteren Job erwünscht ist - das ist je nach Branche und Stelle unterschiedlich. Aber Jeans und Sneaker haben beim Speed-Dating nichts zu suchen. Und: Man sollte schnell auf den Punkt kommen.

Wie kann man sich vorbereiten?

Die Bewerber haben nicht viel Zeit, um sich zu präsentieren. Daher ist es wichtig, das rüberzubringen, was einen selbst von den anderen jungen Leute unterscheidet. Welche sind Ihre Besonderheiten? Warum sollte man gerade Sie einstellen? Spannend ist für die Personaler immer, wenn man gute Praktika mitbringt oder eine relevante Abschlussarbeit geschrieben hat. Auch private Kompetenzen, etwa die Betreuung einer Jugendgruppe oder ein Trainerjob, können sehr interessant sein - vor allem bei jüngeren Bachelor-Bewerbern. Denn so etwas weist auf Engagement und Führungseigenschaften hin. Das beste Training: Das Speed-Dating mit einem Freund oder einer Freundin durchspielen - dabei wird man von Runde zu Runde besser.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: