Jobwechsel:Was tun, wenn ich in der falschen Position gelandet bin?

Frank W. ist promovierter Informatiker und nach einem Jobwechsel unzufrieden mit seiner neuen Anstellung.

SZ-Leser Frank W. fragt:

Ich bin promovierter Informatiker und nach acht Jahren in der Forschung eines Technologieunternehmens zu einer anderen Firma der Branche gewechselt. Da die Stelle zum Zeitpunkt der Bewerbung inhaltlich interessanter erschien, habe ich zu den gleichen Konditionen wie beim letzten Arbeitgeber unterschrieben. Doch schon nach vier Monaten bin ich ernüchtert. Aktuelle Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass Abteilungen geschrumpft sind und ich nun keine Leitungsfunktion mehr habe. Ich fürchte, dass ich mich unter Wert verkauft habe, und suche nun nach Möglichkeiten, dies zu korrigieren.

Christine Demmer antwortet:

Lieber Herr W., ob Sie sich unter Wert verkauft haben, weiß ich nicht. Aber Sie haben schon die richtige Ahnung: Es sieht ganz so aus, als sei Ihr Wert mit den vom neuen Arbeitgeber vorgenommenen Umstellungen gesunken. Eingestellt wurden Sie als Führungskraft, aber eingesetzt werden Sie als geführte Kraft. Das ist ein erheblicher Unterschied.

Der SZ-Jobcoach

Christine Demmer arbeitet als Wirtschaftsjournalistin in Deutschland und Schweden. Sie ist Managementberaterin, Coach und Autorin zahlreicher Sachbücher zu Kommunikations- und Personalthemen.

Jeder wird Ihre Frustration nachempfinden können. Doch geben Sie dem Fluchtreflex nicht vorschnell nach. Wenn Sie während oder kurz nach Beendigung der Probezeit kündigen, werden Sie das künftig bei jedem Arbeitgeberwechsel und sogar bei der internen Neubewerbung um die eigene Stelle erklären müssen. Und jede, wirklich jede mögliche Begründung setzt Sie in ein schlechtes Licht. Man wird Ihnen vorwerfen, sich nicht sorgfältig genug informiert zu haben. Man hält Sie für naiv, für blauäugig. Man argwöhnt, Sie könnten sich nicht durchsetzen. Man vermutet mangelnde Leistung. Was immer Sie auch vorbringen: Es wird gegen Sie verwendet.

Also halten Sie wenigstens eine Anstandsfrist von anderthalb, besser zwei Jahren ein, bevor Sie das Weite suchen. Bis dahin müssen Sie Ihre frustgenährte Energie nicht tatenlos herumliegen lassen. Finden Sie heraus, ob Ihre Rückstufung eine unbeabsichtigte oder eine willentlich erzeugte Begleiterscheinung der Reorganisation war. Fragen Sie denjenigen, der Sie eingestellt hat, und denjenigen, an den Sie ursprünglich berichten sollten. Und fragen Sie Ihren jetzigen Vorgesetzten. Möglicherweise hatten Sie schlichtweg Pech. Weil der Bereich, den Sie hätten leiten sollen, mit einer anderen Abteilung zusammengelegt wurde und man sich noch nicht sicher war, ob man Ihnen die Führung des großen Ganzen anvertrauen kann.

Nicht völlig auszuschließen ist allerdings auch, dass man Sie verkohlt und als Leiter eines schon klinisch toten Bereichs eingestellt hat. Aber selbst dann würde ich an Ihrer Stelle meine Wut ins Kopfkissen beißen und denen zeigen, was ich draufhabe. Und kurz vor der nächsten Beförderung wäre ich weg.

Ihre Frage an den SZ-Jobcoach

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