Job:Wer netzwerkt, ist noch lange kein Bittsteller

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Auch Konferenzen und Meetings bieten gute Gelegenheiten, um sein Netzwerk zu erweitern. (Foto: Florian Peljak)

In vielen Berufen kommt man ohne Kontakte nicht weiter. So lassen sie sich knüpfen und pflegen.

Von Felicitas Wilke, München

Das Sektglas in der einen Hand, den Teller mit den Schnittchen in der anderen. So weit, so gut. Was viele Menschen beim Gedanken ans Networking graust, ist vielmehr das Gefühl, sich bei x-beliebigen Veranstaltungen mit wildfremden Menschen in gezwungener Atmosphäre unterhalten zu müssen. Andererseits: Ohne wertvolle Kontakte kommt man in vielen Branchen und Berufen nicht weiter. Fünf Strategien, wie man netzwerkt und sich dabei wohl fühlt.

Ein Ziel festlegen

Die Vertriebsleiterin eines Mittelständlers geht auf Messen, um Kunden von ihren Produkten zu überzeugen, der freiberufliche Grafiker sucht beim Start-up-Event nach potenziellen neuen Auftraggebern und die unzufriedene Angestellte hört sich hier und dort um, ob es nicht bei einem anderen Unternehmen einen besseren Job für sie gäbe. Im Beruf seien Netzwerke "geradezu überlebenswichtig", schreibt der Wirtschaftsprofessor Gerald Pilz in seinem Ratgeber zum Thema. Denn mit Beziehungen könne man "Hindernisse und Schranken überwinden, die auch bei größter Kraftanstrengung allein nicht zu bewältigen sind".

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Das sagt schon alles: Professionelle Kontakte knüpft man in aller Regel nicht aus Selbstzweck, sondern um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Bevor man sich auf Kongresse stürzt oder Kontaktanfragen in Online-Karrierenetzwerken versendet, sollte man sich deshalb klar werden, "was ich möchte und wohin ich möchte", rät Maike Fethke, Karriere-Expertin aus Berlin.

Sich langsam herantasten

Gerade die eher schüchternen oder introvertierten Menschen tun sich oft schwer damit, auf Veranstaltungen fremde Leute anzusprechen. Ihnen empfiehlt Fethke, nicht aufzugeben, "wenn Ihnen nicht gleich super viele Kontakte in den Schoß fallen". Es könne helfen, beim ersten Networking-Event mit einem Bekannten mitzugehen und anderen beim Netzwerken über die Schulter zu schauen. Vielleicht lässt sich ja ein freundliches Gespräch mit der Dame beginnen, die auch alleine mit ihrem Sektglas herumsteht.

Hausaufgaben machen

Zum Networking gehört es, Fethke zufolge, schon vor einer Veranstaltung darüber nachzudenken, welche interessanten Menschen dort sein könnten und wen man gerne kennenlernen würde. "Manchmal kann es auch helfen, indirekte Verbindungen zu nutzen und bei einem gemeinsamen Bekannten vorzufühlen, wann zum Beispiel ein guter Zeitpunkt wäre, die betreffende Person anzusprechen", sagt Fethke. Zudem sollte man sich über die Zielperson informieren, um im persönlichen Gespräch nicht nur über das Wetter zu sprechen, sondern auch in die Tiefe gehen zu können. Und wie stellt man sich selbst vor? Die Expertin empfiehlt, sich eine Art "Mini-Pitch" zur eigenen Person zurechtzulegen. Wie auswendig gelernt sollte er allerdings nicht klingen.

Geben und nehmen

Viele Menschen fühlen sich unwohl bei dem Gedanken, andere - insbesondere Fremde - um einen Kontakt, einen Ratschlag oder sogar einen Auftrag zu fragen. Niemand wirkt gerne wie ein Bittsteller. Muss er auch nicht: Geht es nach Autor Gerald Pilz, dann beruht Networking auf dem Synergieeffekt, bei dem das Zusammenwirken vieler Menschen "einen Quantensprung" ermögliche. In einem Netzwerk kennt jeder jeden über ein paar Ecken. Der eine hilft der anderen in einer speziellen Angelegenheit, beim nächsten Mal revanchiert sie sich, indem sie ihn oder seinen guten Bekannten mit ihrem Wissen unterstützt.

Kontakte pflegen

Im Marketing unterscheidet man kalte und warme Kontakte. Kalte Kontakte, das sind Menschen, mit denen man zwar über die sozialen Netzwerke verbunden ist, die man aber persönlich nicht oder kaum kennt. Mit den warmen Kontakten hingegen tauscht man sich regelmäßig aus. Auch beim Networking, dem Marketing in eigener Sache, existieren diese Begriffe.

Für Maike Fethke gilt die Regel: Je persönlicher der Kontakt, desto besser. Deshalb rät sie im Zweifel, lieber ein paar Menschen weniger von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen als möglichst viele in Karrierenetzwerken wie Xing oder Linkedin als Kontakt hinzuzufügen. "Allerdings können warme Kontakte auch zu kalten werden, wenn man sie nicht pflegt", sagt Fethke. Deshalb empfiehlt sie, immer wieder auf die Menschen im eigenen Netzwerk zuzugehen - und zwar nicht nur dann, wenn man gerade etwas von ihnen braucht. "Eine Weihnachtskarte mit ein paar persönlichen Worten kann viel bewirken", sagt Fethke.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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