Job und Fußball-WM:WM-Gucken kann ein Kündigungsgrund sein

Arbeitsplatz zur WM nur mit Erlaubnis des Chefs dekorieren

Darf der Chef WM-Deko verbieten?

(Foto: Andrea Warnecke)

Darf ich meinen Schreibtisch in Schwarz-Rot-Gold schmücken? Und muss der Chef ein Einsehen haben, wenn die Mitarbeiter Spiele streamen? Welche Regeln zur Fußball-WM im Job gelten.

Selbst die fußballbegeisterte Kanzlerin bleibt während der WM hart. Ob denn ihre Angestellten auf "WM-frei" während des Turniers in Brasilien hoffen dürften, wurde Angela Merkel gefragt. Doch in ihrer Funktion als Chefin sagte die 59-Jährige entschieden "nein" - wenn auch freundlich verpackt und etwas umständlich formuliert. "Wegen der Zeitverschiebung laufen die Spiele ja eher am deutschen Abend, da wird das eine oder andere Spiel sicher sowieso problemlos zu sehen sein", sagte die CDU-Politikerin.

WM-Extrawürste gibt es im Kanzleramt also nicht. Auch alle anderen Arbeitnehmer müssen auf das Wohlwollen ihrer Chefs hoffen. Denn die geben auch während des wichtigsten Fußballturniers der Welt die Regeln vor. Das gilt sogar für schwarz-rot-goldene Fan-Utensilien am Arbeitsplatz. "Ein Recht auf private Dekoration am Arbeitsplatz gibt es für Arbeitnehmer nicht", erklärt Swen Walentowski vom Deutschen Anwaltverein: "Als Eigentümer der Räumlichkeiten kann der Arbeitgeber das Schmücken des Arbeitsplatzes untersagen." Wer Ansagen von oben ignoriert, muss im Ernstfall mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Schlimmstenfalls droht eine Abmahnung.

Generell gilt: Sobald die Arbeit beeinträchtigt wird, kann der Chef eingreifen - auch wenn das nur das letzte Mittel sein sollte. Abhilfe können Sondervereinbarungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat schaffen. Darin können dann auch abweichende Regelungen zu den sonstigen Gepflogenheiten im Büro festgelegt werden. Das gilt speziell für das Mitfiebern mit der DFB-Auswahl am Fernseher.

Nicht ohne Erlaubnis

Wer WM-Spiele per Live-Stream oder Live-Ticker am Arbeitsplatz verfolgen will, sollte sich allerdings vorher die Genehmigung der Vorgesetzten einholen. "Die WM ohne Erlaubnis während der Arbeitszeit zu schauen, egal über welches Medium, ist ein Kündigungsgrund und kann somit schwere juristische Konsequenzen nach sich ziehen", sagte Lucia Falkenberg vom Verband der deutschen Internetwirtschaft in der Rhein-Zeitung.

Aber auch schon das weitverbreitete Tippspiel mit den Arbeitskollegen birgt Risiken. Generell sind die zwar erlaubt, rein rechtlich aber nur in den Pausen. Bei Online-Wetten gibt es zudem noch weitere Dinge zu beachten. Nur wenn der Arbeitgeber der privaten Internetnutzung zugestimmt hat, dürfen Tipps abgegeben werden. Ebenfalls aber nur in Pausen.

Auf lockerere Regeln dürfen dagegen Schüler in einigen deutschen Bundesländern hoffen. Teilweise erlauben deren Bildungsministerien ihren Schulen, selbstständig während der WM über den Unterrichtsbeginn zu entscheiden und so beispielsweise am Tag nach einem Deutschland-Spiel erst später zu starten. Zu diesen Bundesländern gehört auch Sachsen, doch ausgerechnet die Schüler des Sportgymnasiums Dresden, einer "Eliteschule des Sport", werden von diesen Freiheiten nicht profitieren können.

"Wir haben uns zwar Gedanken über das Thema Fußball-Weltmeisterschaft gemacht, aber Verschiebungen kommen nicht infrage", sagte Leiterin Ulrike Becker der Sächsischen Zeitung. "Unsere Schüler sind Leistungssportler. Da stehen der eigene Sport und das Training absolut im Vordergrund." Allerdings sei eine Verschiebung von Klassenarbeiten möglich: "Das muss ja nicht in der ersten Stunde an einem Tag nach einem Spiel sein."

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