Job:Die App, die einen zum Urlaub zwingt

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Viele Mitarbeiter nehmen via Smartphone Arbeit mit in den Urlaub. Eine neue App ermöglicht Firmen, das zu unterbinden. (Foto: dpa-tmn)

Firmen können dafür sorgen, dass Arbeitsmails gelöscht werden, die während der Ferienzeit beim Mitarbeiter eingehen. Wer das Programm selbständig nutzen möchte, sollte zuvor allerdings in seinen Arbeitsvertrag sehen.

Von Nikola Noske, München

Es ist ein Problem, was nur all zu viele Urlauber kennen: Man liegt in der Sonne am Strand und genießt die wohlverdiente Freizeit, will dann aber doch einmal kurz die Mails checken - und eine Flut ungelesener Emails schlägt einem entgegen. Das war es dann mit der Entspannung.

Diesem Phänomen will Arianna Huffington, Gründerin der Onlineseite Huffington Post, nun ein Ende setzen. Dafür hat sie die App "Thrive away" entwickelt. E-Mails, die während der Urlaubszeit eingehen, werden von der App einfach gelöscht. Der Absender erhält derweil eine Antwort, in der steht, von wann bis wann der Empfänger im Urlaub ist und an wen er sich ersatzweise wenden kann. Zudem wird er dazu aufgefordert, wichtige Nachrichten ein zweites Mal zu schicken, wenn der Empfänger aus dem Urlaub zurück ist.

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Jeder dritte deutsche Arbeitnehmer schaut im Urlaub in die Mails

"Die Schlüsselidee der App ist es, eine Art Mauer zwischen den Angestellten und seinen Mails zu bringen", schreibt Huffington in einem Beitrag für die Harvard Business Review. Das soll den Arbeitnehmer zum einen vor einem überfüllten Postfach nach dem Urlaub bewahren, zum anderen soll es ihn davon abhalten, in seiner freien Zeit die Mails zu checken. Viele Mitarbeiter nutzten das Smartphone nämlich, um die Arbeit mit in den Urlaub zu nehmen, so Huffington.

Damit auch wirklich jeder Mitarbeiter einer Firma im Urlaub die Finger von den Mails lässt, soll die Firmenleitung über die Nutzung entscheiden - und sie für alle Mitarbeiter verpflichtend machen. Dass Thrive away womöglich auch in Deutschland einen Nerv trifft, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2016: Etwa jeder dritte deutsche Erwerbstätige habe in seinem letzten Urlaub mindestens einmal in die Dienst-Mails geschaut, so das Ergebnis.

Gleichzeitig störe es 40 Prozent aller Deutschen, wenn ihre Begleitung im Urlaub berufliche E-Mails liest. "Unser Smartphone hat in unserem Leben eine privilegierte Position bekommen", schreibt Huffington in ihrem Beitrag. Alles was dort stattfände, sei uns tendenziell wichtiger als unsere Umgebung. Für die Entspannung im Urlaub sei das allerdings fatal.

Vor dem Löschen in den Arbeitsvertrag schauen

Komplett neu ist Huffingtons App-Idee nicht. Manche deutsche Unternehmen wie VW versuchen schon länger, ihre Mitarbeiter wenigstens nach Feierabend zu schonen. Und Daimler bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit E-Mails, die während des Urlaubs eingehen, zu löschen. Nach Angaben des Konzerns kommt das gut an.

Das automatische Löschen von Emails, funktioniert übrigens auch ohne die App. Viele Mailprogramme ermöglichen, Mails bei Abwesenheit automatisch zu löschen. Bevor man so etwas tut oder Huffingtons App nutzt, sollte man es mit dem Vorgesetzten absprechen. Denn was der Mitarbeiter zu leisten hat, regelt sein Arbeitsvertrag. Wenn das Bearbeiten von E-Mails dazu gehört, dann hat der Arbeitgeber das Recht einzufordern, dass Post nicht verschwindet - und zumindest nach dem Urlaub bearbeitet wird.

Eine weitere Möglichkeit, sich vor einer E-Mail-Flut im Urlaub zu schützen, bieten firmeninterne soziale Netzwerke wie die App Slack. Wer die App nur auf dem Rechner im Büro nutzt, bleibt zumindest während des Urlaubs vor Nachrichten aus der Arbeit verschont.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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