Internationale Vergleichsstudie:Deutsche Lehrer verdienen gut

Die Klassen sind voll, die Zeitpläne eng gesteckt und viele Eltern machen Druck: Die Arbeit von Lehrern ist häufig stressig und schwierig. Doch eine zum heutigen Weltlehrertag veröffentlichte Studie zeigt: Was ihr Einkommen angeht, stehen die deutschen Pädagogen ziemlich gut da.

Lehrer in Deutschland verdienen besser als viele ihrer Kollegen in Europa. Zugleich müssen sie aber auch mehr Unterrichtsstunden geben und haben häufig größere Klassen zu betreuen als viele ihrer ausländischen Kollegen. Nach einer zum heutigen Weltlehrertag veröffentlichten EU-Vergleichsstudie liegen die deutschen Lehrergehälter im oberen Mittelfeld. Am meisten verdienen danach Lehrer in Luxemburg. Am schlechtesten kommen Lehrer in Bulgarien weg.

Latein-Unterricht

Lehrer in Deutschland - vergleichsweise gut bezahlt, aber auch hohen Anforderungen unterworfen.

(Foto: dpa/dpaweb)

Laut der am Dienstag vorgelegten Studie der EU-Kommission verdient ein Grundschullehrer in Deutschland zwischen 38.200 Euro und 51.400 Euro im Jahr - je nach Berufsalter. In der Mittelstufe (Sekundarstufe I - Klassen fünf bis zehn) liegt der Verdienst zwischen 42.200 und 57.900 Euro, in der Oberstufe (Sekundarstufe II - Klassen 11 bis 13) sind es zwischen 45.400 und 64.000 Euro. In Luxemburg kommen Lehrer dagegen auf ein Jahresgehalt von bis zu 101.500 Euro. In Bulgarien liegt der durchschnittliche Verdienst bei nur 4300 Euro jährlich.

Auch nach den jährlichen OECD-Bildungsberichten über die weltweite Entwicklung in den wichtigsten 34 Industrienationen verdienen deutsche Lehrer nicht schlecht. Die Anfangsgehälter an deutschen Grundschulen rangieren danach weltweit auf dem vierten Platz, in der Mittel- und Oberstufe sogar auf dem dritten Platz.

Allerdings liegt auch die Zahl der Unterrichtsstunden pro Lehrer in Deutschland in allen Bereichen über dem Schnitt der in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu erteilenden Pflichtstunden. Zu Ländern mit hohen Lehrergehältern zählen neben Deutschland vor allem Luxemburg, die Schweiz und Spanien.

Die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, sagte als Reaktion auf die Studie, Deutschland sehe einem großen Lehrermangel in vielen Bereichen entgegen. Deshalb müsse der Lehrerberuf gegenüber anderen akademischen Beruf konkurrenzfähig bleiben.

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, verwies auf die hohen Unterschiede bei der Lehrerbesoldung zwischen den einzelnen Schulformen in Deutschland. "Es gibt zwischen den Schulformen ein soziales Ranking. Da ist klar: Grundschullehrer sind in diesem sozialen Ranking des Lehrerberufs ganz unten. Wir wollen eine gleiche Bezahlung aller Lehrer für gleichwertige Arbeit."

Beckmann bezeichnete zudem den EU-Ansatz für den Gehaltsvergleich als "untauglich". Richtigerweise müssten die Lehrergehälter an deutschen Grundschulen mit vergleichbaren akademischen Berufen und deren Bezahlung im öffentlichen Dienst verglichen werden.

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou sagte: "Wir müssen die besten Absolventen ermutigen, den Lehrerberuf zu ergreifen. Löhne und Arbeitsbedingungen haben Priorität, wenn wir die besten Lehrer gewinnen und halten wollen."

Herangezogen für den Vergleich wurden für die Eurydice-Studie die Daten des Schuljahres 2009/10 sowohl in den 27 EU-Mitgliedsstaaten als auch in Island, Norwegen, Liechtenstein und der Türkei.

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