Integration:Angst vor dem deutschen Schulsystem

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Nach der Debatte um Integration von Migranten und türkische Schulen in Deutschland werden Frankfurter Geschäftsleute nun aktiv: Sie wollen eine Grundschule für türkische Kinder gründen.

Nach dem Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, in Deutschland türkische Schulen einzurichten, ist die Debatte um die Integration türkischer Mitbürger voll entbrannt. Eine Gruppe türkischer Geschäftsleute plant nun, in Frankfurt am Main eine Grundschule für türkische Kinder zu gründen. Es solle aber keine rein türkische, sondern eine zweisprachige Schule sein, sagte einer der Initiatoren, Ismail Özkan. Der Schwerpunkt solle zwar auf der türkischen Sprache liegen, es solle aber auch Deutsch und ab der dritten Klasse Englisch unterrichtet werden. Der SPD-Kommunalpolitiker Özkan wandte sich aber gegen den Vorstoß des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, in Deutschland türkische Schulen und Gymnasien einzurichten.

Lernen in der eigenen Sprache: Türkischunterricht an einer deutschen Grundschule. (Foto: Foto: ddp)

Özkan, der für die SPD im Stadtparlament von Friedrichsdorf sitzt und als Steuerexperte in Frankfurt arbeitet, begründete seinen Vorstoß damit, dass viele türkische Eltern Angst vor dem deutschen Schulsystem hätten. Viele Kinder könnten bei der Einschulung kein Deutsch und würden dann manchmal auch von ihren Eltern zur Schule in die Türkei geschickt. Wenn sie jetzt in einer neuen Schule Lesen und Schreiben in türkischer Sprache lernten, helfe dies auch bei anderen Sprachen. Zudem soll nach seinen Plänen auch eine Vorschule eingerichtet werden.

Keine Parallelgesellschaften

Özkan lehnte aber rein türkischsprachige Schulen ab. Die Vorschläge und Äußerungen Erdogans bei seinem Deutschland-Besuch vor gut drei Wochen seien für ihn "unverständlich" gewesen. Es sollten keine Parallelgesellschaften durch neue Schulen aufgebaut werden, sagte der SPD-Politiker. Die Initiative für die Grundschule geht offiziell von der von Özkan als Geschäftsführer geleiteten "European Academy of Economics" aus, die unter anderem für Türken Programme zur Aus- und Weiterbildung anbietet. Ein erstes Konzept für die Schule wurde dem Schulamt laut Özkan im Dezember vorgelegt. Nach seinen Vorstellungen soll die Schule bereits im August dieses Jahres öffnen.

Die Stadt Frankfurt äußerte sich zurückhaltend. Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Grüne) zeigte sich in der "Frankfurter Rundschau" skeptisch gegenüber "Nationalitätenschulen, die eher Segregation nach sich ziehen als Integration." Bilinguale Schulen sollten aber verstärkt gefördert werden. Das Konzept der türkischen Geschäftsleute liegt dem Bildungsdezernat nach Angaben von Ebelings Büroleiter Michael Damian aber noch nicht vor. Eine Bewertung dieser konkreten Initiative wollte er daher nicht vornehmen.

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