Ideen-Wettbewerb Generation D:Die Kraft der kleinen Dinge

Wie Studenten und Studentinnen Verantwortung übernehmen - das Prinzip des Wettbewerbs Generation-D.

Elisabeth Dostert

Jede Krise hat auch ihre Hoffnungsträger. Eine kleine Schar davon tummelt sich am Samstagmorgen zum Gruppenfoto auf der Bühne im Ballsaal des Berliner Hotels Adlon. Es sind die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs Generation-D. Es sind Studenten und Studentinnen aus ganz Deutschland, die Ideen für die Republik haben. So wie Philipp Brix von der Zeppelin University in Friedrichshafen. Er und sein Team haben sich greenestcar.de ausgedacht, eine Internetplattform für die Vermarktung umweltfreundlicher Autos. Bewertet werden online alle gängigen Modelle, das Verfahren dafür haben die Studenten selbst entwickelt. "Wir wollen die erste Adresse für umweltfreundliche Autos werden", sagt Brix: "Seit einem Jahr sind wir online. Es läuft gut an."

Insgesamt zehn Siegerteams haben es in die Endrunde und zur Preisverleihung nach Berlin geschafft. Brix und seine Kommilitonen haben in der Kategorie Arbeit, Wirtschaft & Umwelt den mit 5000 Euro dotierten ersten Platz belegt. "Es sind nicht immer die großen Räder", sagt Dieter Frey: "Es sind oft die kleinen Dinge, mit denen man vor Ort viel bewegen kann." Frey lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und ist akademischer Leiter der Bayerischen Elite-Akademie, die gemeinsam mit der Süddeutschen Zeitung, Allianz und der Stiftung Marktwirtschaft den Wettbewerb vor drei Jahren initiiert hat. "Es gibt so viel kreatives Potenzial an den deutschen Hochschulen. Aber es wird zu wenig abgerufen", beklagt Frey.

Wie groß die Kraft ist, wie sehr junge Menschen Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen wollen, zeigt sich bei Generation-D. Der Wettbewerb richtet sich an Studenten und wird von Studenten organisiert. In diesem Jahr fand er zum dritten Mal statt. "Die Qualität der Projekte steigt von Jahr zu Jahr", sagt Frey. Mehr als 400 Studenten und Studentinnen in 107 Teams, häufig interdisziplinär besetzt, nahmen 2010 teil. Sie kommen aus ganz Deutschland.

In der Kategorie Soziale Gesellschaft siegte das Team um Karoline Junker von der Leuphana Universität in Lüneburg. Über die Internet-Plattform e-kids, sie ist noch nicht online, wollen die drei Frauen Eltern zusammenbringen, um sich bei der Betreuung der Kinder auszuhelfen. Sorgen um die Jugend macht sich auch jenes Team, das in der Kategorie Bildung & Kultur mit seinem Projekt Medienkompetenz 2.0 siegt. Die fünf Männer kennen sich schon aus der Schule. Sie studieren an unterschiedlichen Universitäten, aber für ihr Projekt nutzen sie die alten Verbindungen. Sie treibt die Frage, wie Jugendliche eigentlich lernen, sich im Internet zurecht zu finden. "Es gibt kein Schulfach und die Eltern daheim kennen sich meist auch nicht aus", sagt Mit-Initiator Markus Merkle. In Workshops für Schüler und Vorträgen für Eltern und Lehrer klären sie nun auf.

Um die Zukunft Deutschlands ist Dieter Frey nicht bange: "Es ist toll, wie viel Herzblut die Teams in ihr Projekt stecken." Sie setzten sich, so der Professor, für das Gemeinwohl ein: "Sie sind der Gegenpol zur Ich-Gesellschaft."

Mehr zum Wettbewerb Generation-D und den Siegern auf www.gemeinsam-anpacken.de. In den nächsten Wochen veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung ausführliche Porträts der Sieger.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: