Hort oder Mittagsbetreuung:Im Westen fehlen Ganztagsschulen

Starkes Ost-West-Gefälle: In den alten Bundesländern besucht nur jeder fünfte Grundschüler einen Hort oder eine Mittagsbetreuung, in den östlichen sind es hingegen drei Viertel der Kinder. Doch nicht nur der Umfang der Ganztagsbetreuung lässt im Westen zu wünschen übrig - sondern auch die Qualität.

Bei der Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern haben die westdeutschen Bundesländer deutlichen Nachholbedarf: Nur etwa jeder fünfte Grundschüler (21,4 Prozent) besucht dort nachmittags einen Hort oder eine Ganztagsschule. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor.

Berliner Schul-Versuch mit Deutsch-Garantie

Ganztags in der Schule - das sind bislang vor allem Kinder in Berlin und den ostdeutschen Bundesländern.

(Foto: dpa)

In den ostdeutschen Bundesländern nutzten dagegen gut drei Viertel der Grundschüler (75,4 Prozent) ein Ganztagsangebot, auch in Berlin lag der Anteil bei fast 70 Prozent. Den größten Nachholbedarf bei der Ganztagsbetreuung hatte dem Report zufolge Baden-Württemberg, nur 13 Prozent der Schüler nutzten dort Anfang 2010 ein entsprechendes Angebot. Ähnlich sah es in Niedersachsen mit knapp 15 Prozent und Bayern mit 16 Prozent aus.

Unterschiede gibt es auch in der Art der Ganztagsbetreuung: Während die Grundschulkinder in Ostdeutschland überwiegend in Horten betreut werden, ist im Westen die offene Ganztagsschule am stärksten verbreitet, also die klassische Halbtagsschule mit freiwilliger Betreuung am Nachmittag.

Im deutschlandweiten Vergleich zeigt der Länderreport, dass das Personal in Horten besser ausgebildet ist als in den Ganztagsangeboten an Schulen. Verbindliche Mindeststandards für die Qualifikation und Anzahl des Personals gibt es demnach in den meisten Bundesländern nur bei der Hortbetreuung.

Für die offene Ganztagsschule bestehen dagegen nur in etwa der Hälfte der Bundesländer Regelungen zur Personalausstattung, Anforderungen an die Qualifikation des Personals oder zur maximalen Gruppengröße. Laut Kultusministerkonferenz ist eine Schule bereits dann eine Ganztagsschule, wenn an mindestens drei Tagen in der Woche für jeweils mindestens sieben Zeitstunden eine Betreuung angeboten wird.

"Wir brauchen in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule", forderte Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Stiftung. "Ein verlässliches Ganztagsangebot verbessert die Bildungschancen der Kinder und für die Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

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