Hochschulzulassung:Restplätze im Internet

Das Chaos bei der Hochschulzulassung soll beseitigt werden: Eine Übergangslösung sieht vor, dass künftig überall vergleichbare Bewerbungsfristen gelten.

Mit Beginn des Wintersemesters soll das Chaos bei der Hochschulzulassung beseitigt werden. Bundesbildungsministerin Annette Schavan teilte nach einem Krisengespräch mit Hochschulvertretern und Bildungsexperten am Montag in Berlin mit, es solle eine Übergangslösung gefunden werden, bis die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) vollständig in eine Serviceagentur umgewandelt sei.

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(Foto: Foto: dpa)

Die Universitäten sollten sich demnach auf vergleichbare Bewerbungsfristen verständigen. Die nach der Zulassung verbleibenden Studienplätze sollten auf einem Internetportal für alle verfügbar gemacht werden.

"Wir müssen zum nächstmöglichen Zeitpunkt Ordnung schaffen im Sinne der Studierenden und der Selbstständigkeit der Hochschulen", sagte die Ministerin. Sie fügte allerdings hinzu, sie rechne damit, dass es noch mehr als ein Jahr dauern werde, bis die ZVS zu einer Serviceagentur umgewandelt sei. Derzeit bleiben wegen Mehrfachbewerbung der Studenten für Numerus-Clausus-Fächer viele Studienplätze unbesetzt.

Software vom Fraunhofer-Institut

Für das endgültige Zulassungsverfahren soll laut Schavan das Fraunhofer-Institut ein Software-Projekt entwickeln. In den nächsten vier Wochen sollten die Anforderungen an das Computerprogramm formuliert werden.

Nach dem Gespräch mit Vertretern der Hochschulrektorenkonferenz, der Kultusministerkonferenz und der ZVS sagte die CDU-Politikerin, man wolle sich in vier Wochen in größerem Rahmen zusammensetzen, um an der Übergangslösung für das Wintersemester zu entwickeln.

Sie appellierte an die Hochschulen, sich möglichst zahlreich an dem Übergangsverfahren zu beteiligen. "Mit der Bereitschaft der Hochschulen, sich zu beteiligen, steht und fällt die Überzeugungskraft derer, die ein Angebot machen", sagte sie. In der Teilnahme bestehe auch die Chance, Erfahrungen zu sammeln für das endgültige System.

Ein Bundesgesetz für das Zulassungsverfahren an den Hochschulen bezeichnete Schavan als "ultima ratio". Man wolle gerade "nicht wieder zurück zur Regelung von oben". Die Souveränität der Hochschulen sei eine positive Entwicklung und entspreche den internationalen Gepflogenheiten.

Zuvor hatten Abgeordnete von SPD und Grünen Schavan Untätigkeit vorgeworfen. Die Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Ulla Burchardt, kritisierte, die Bildungsministerin diffamiere eine leistungsfähige und seriöse Institution wie die ZVS. Experten sähen die Ursache der Zulassungsmisere in dem Profilstreben der Hochschulen, die sich die besten Studenten selbst auswählen wollen.

Verwaltungschaos wird noch ein Jahr dauern

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jörg Tauss, äußerte die Vermutung, Schavan wolle mit ihrer einseitigen Kritik an der ZVS von den eigenen Versäumnissen ablenken. Das Verwaltungschaos werde noch mindestens ein Jahr weitergehen, sagte er voraus.

Burchardt und der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, forderten eine Teilnahmeverpflichtung der Hochschulen am Serviceverfahren der ZVS. Die SPD-Politikerin sprach sich außerdem für ein Informations- und Beratungsportal sowie eine einheitliche Bewerbungsadresse aus. Außerdem solle es eine gesetzliche Regelung von Form, Frist und Ort der Bewerbung sowie des wesentlichen Ablaufs des Verfahrens geben.

Der studentische Dachverband fzs forderte ebenfalls eine schnelle Regelung, wies aber auch darauf hin, "dass jede Regelung lediglich ein Mängelverwaltungssystem" sein werde - "denn in vielen Fächern gibt es schlicht viel zu wenige Studienplätze". Ein eklatanter Mangel zeige sich vor allem an Master-Studienplätzen.

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