Hochschule:Die Umbau-Experten

Die bayerischen Unis müssen sparen und deswegen Studienfächer schließen. Aber welche? Wissenschaftsminister Thomas Goppel hat nun eine Kommission zur Neuordnung der Hochschulen eingesetzt.

Von Christine Burtscheidt

Für die bayerischen Universitäts-Rektoren ist es zurzeit ein mühsames Geschäft: Die Staatsregierung will die Wissenschaftsszene in Bayern neu ordnen. Manche Fächer sollen ganz aufgegeben, andere hingegen aufgestockt werden. Doch was die Rektoren auch vorschlagen, immer stößt es auf Kritik. In München ist es die Sonderpädagogik, die nicht geschlossen werden darf, in Passau die Volkskunde, in Bamberg die Soziale Arbeit und in Regensburg die Grund- und Hauptschulpädagogik. Beinahe täglich gibt es Protestschreiben. Inzwischen mischt sich auch die Politik ein. Landtagsabgeordnete rufen bei den Unis an, selbst CSU-Politiker, die eben noch für die Sparbeschlüsse der Regierung votiert hatten, scheuen sich nicht, mit anklagendem Ton zu fragen, warum es gerade dieses Fach sein muss.

Schwieriges Geschäft

Fast alle neun staatlichen Universitäten haben schon ihre Umbaupläne schriftlich eingereicht. Lediglich Bamberg, Augsburg und Passau scheinen noch in Verzug zu sein. Sie müssen sich nun beeilen. Bis Anfang Juli wollen die Rektoren die Vorschläge zu einem Leitantrag zusammenfassen. Vom 18. bis 19. Juli begeben sie sich dann mit Wissenschaftsminister Thomas Goppel in Klausur nach Kloster Irsee, um über das bayerische Gesamtkonzept ausführlich zu diskutieren. Da es aber ein mehr als schwieriges Geschäft bleibt zu entscheiden, welches Fach für eine Hochschule zukunftsweisend ist und welches womöglich verzichtbar, holt das Ministerium anschließend nochmals den Rat von Experten ein. Gestern traf sich Goppel erstmals mit dem Vorsitzenden der neuen Kommission.

Jürgen Mittelstraß hat sich bereit erklärt, das Gutachtergremium zu leiten. Der Konstanzer Philosoph gilt als progressiver Reformer. Er sitzt zurzeit als Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften in London vor, leitet seit Jahren den Hochschulrat der Erlanger Universität und ist generell mit wissenschaftlichen Evaluationen sehr vertraut. Aber auch das Team, dem er nun vorstehen wird, liest sich wie ein Who is Who der Wissenschaftsszene. Mit dabei sind unter anderen der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst-Ludwig Winnacker, Richard Brook, Professor in Oxford, der vor nicht allzu langer Zeit die Begutachtung der Arbeit von DFG und Max-Planck-Gesellschaft leitete, der Schweizer Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst sowie Günter Stock, Mitglied des Deutschen Wissenschaftsrates und Forschungsvorstand der Firma Schering. Die Rektoren begrüßen die Kommission: "Sie ist fachlich ausgewogen und exzellent besetzt", sagt TU-Präsident Wolfgang Herrmann, Sprecher der "Universität Bayern". Man sei von Anfang an der Meinung gewesen, dass die Vorschläge der Hochschulen mit kritischer Distanz von Fachleuten nochmals geprüft werden sollten.

Bis Jahresende hat die Kommission Zeit, ihr Urteil zu den Umstrukturierungsplänen der Universitäten und der Fachhochschulen abzugeben. Anschließend sollen die Empfehlungen dem Kabinett vorgelegt werden. Je nach Tragweite wird es darüber auch abstimmen müssen. Gerade bei "unbequemen Entscheidungen" wie zur Theologie oder Lehrerbildung halten dies die Rektoren für angebracht. "Die Verantwortung muss klar von der Politik übernommen werden", sagt Alf Zimmer, Rektor der Uni Regensburg.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: