Health Care Management:Unternehmen Gesundheit

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MBA-Studiengänge, die medizinisches mit ökonomischem Fachwissen kombinieren, liegen im Trend. Auch bei Fitnessclub-Betreuern.

Von Christine Demmer

Medizin kann man noch nicht im Fernstudium lernen. Wie man Gesundheit bewirtschaftet aber schon. An der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken wurden bis heute mehr als 7100 Sport- und Gesundheits-Bachelors ausgebildet. Die Hochschule sieht sich als Pionier und muss ihren Absolventen und neuen Kunden regelmäßig etwas Neues bieten. Seit Kurzem hat sie den MBA Sport-/Gesundheitsmanagement im Programm. Auch das ist ein Fernstudium mit insgesamt 42 Präsenztagen an einem von zehn Studienzentren. Kann man das wirklich per Distanz lernen, ohne Kontakt zu Ärzten, Pflegern, Krankenkassenwarten und Patienten? "Ja", versichert Professor Christoph Eifler, Prorektor und Sportwissenschaftler. "Unsere Studierenden stehen alle im Beruf. Die kennen sich schon gut aus und wollen das Studium nutzen, um beruflich vorwärtszukommen." Unter den Teilnehmern sind viele Inhaber und Manager von Fitnessklubs. Da ist kaufmännisches Wissen zweifellos angebracht.

Auch Kassen, Verbände und Versicherungen suchen zunehmend nach Gesundheits-Managern

Etwas Ähnliches gibt es in Frankfurt, Göttingen, Berlin, Ingolstadt, Dresden, Hamburg, Schweinfurt und Wiesbaden: MBA-Programme, die eine Brücke zwischen Ökonomie und Gesundheitswesen schlagen. Wenn die Studierenden, die ein Erststudium hinter sich haben müssen, ihre Arbeiten pünktlich einschicken und am Präsenzunterricht teilnehmen, erwartet sie am Ende der akademische Abschluss Master of Business Administration (MBA). Der sieht in Deutschland anders aus als im Rest der Welt. Das muss man wissen, um den MBA Health Care Management richtig in die Weiterbildungslandschaft einordnen zu können.

Ersonnen wurde der MBA in den Vereinigten Staaten als Königsklasse der Lehre von der Unternehmensführung. Das Studium war teuer, die Karriere danach ein Selbstgänger. Nicht nur, aber vor allem in Deutschland wurde die ursprünglich generalistische Managerweiterbildung sehr schnell auf Branchen und betriebliche Funktionen abgestimmt. Anwärter auf das Top-Management können wählen unter MBA-Programmen für Automobil-, für Umwelt- und für Personalmanager, für Vertriebsingenieure, Tourismusexperten, für das Motorsport- , das Logistik- und das Service-Management, um nur einige Spezialisierungen zu nennen. Mit der Entwicklung des breit gefächerten Angebots sanken die Preise zunehmend. Der Saarbrücker MBA kostet 390 Euro im Monat, für zwei Studienjahre sind das weniger als 10 000 Euro. Wobei der Fernunterricht die Sache verbilligt. Wer länger vom Professor persönlich unterwiesen werden will, muss für das komplette Studium mehr als das Dreifache bezahlen.

Schon daran lässt sich erkennen, wie eng das Soziale mit der Ökonomie zusammenhängt. Angesichts der enormen Veränderungen im öffentlichen und privaten Gesundheitswesen - von den ersten Ansätzen zur Kostendämpfung im Stadtkrankenhaus der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts bis hin zu den privat berechneten individuellen Gesundheitsleistungen von Praxen und Klinikgruppen - wird klar, weshalb der Hochschulkompass ( www.hochschulkompass.de) inzwischen zehn MBA-Programme für Health Care Management auflistet. Manchmal heißen sie auch "Gesundheitswirtschaft" oder "Gesundheitsökonomie". Die Teilnehmer an diesen Programmen lernen aber immer das Gleiche, nämlich die Regeln der Ökonomie dort anzuwenden, wo ansonsten immer oft der Stoßseufzer erklingt: Geld ist nicht alles. Das kann ein Krankenhaus sein, ein Ärztezentrum, eine Krankenkasse, ein Fitnessstudio, eine Versicherung oder ein Verband für Bandagenhersteller. Sie alle rufen offenbar nach Managern, die etwas von dem Geschäft mit der Gesundheit verstehen.

Die Preise der Studienangebote für Gesundheitsökonomie variieren erheblich

Ralph Tunder leitet das Health Care Management Institute der EBS Business School in Wiesbaden. Im Executive-MBA-Programm hat gerade der 14. Jahrgang begonnen, mehrheitlich Klinikärzte und Naturwissenschaftler aus Pharmaunternehmen. "Wir erwarten mindestens fünf Jahre einschlägige Berufstätigkeit mit Führungsverantwortung", stellt Tunder klar. Andere Hochschulen verlangen zwei Praxisjahre, drücken aber ein Auge zu, wenn jemand nur ein Praxisjahr vorweisen kann. "Wir können uns das erlauben, weil wir eine Marke in Deutschland gesetzt haben", begründet Tunder den gehobenen Anspruch. Die Teilnehmer an dem knapp 33 000 Euro teuren Studienprogramm sind durchschnittlich Ende dreißig, beruflich arriviert und streben nach einer Managementposition. Hin und wieder habe man aber auch Chefärzte kurz vor dem Pensionsalter, die noch einmal etwas ganz Neues lernen wollten, berichtet Tunder.

Preislich etwa in der Mitte zwischen Saarbrücken und Wiesbaden, von der Tradition her aber wesentlich näher an der EBS Business School, liegt der MBA Health Care Management an der Universität Bayreuth. "Das war unser erstes Weiterbildungsprogramm", erinnert sich Dieter Brüggemann von der hochschuleigenen Campus-Akademie. "Damals war noch völlig unklar, ob die Kombination Gesundheit, Medizin und Wirtschaft überhaupt eine Zukunft hat." Für die fränkische Hochschule hatte sie eine. "Wir haben meist mehrere Studiengruppen mit jeweils 15 bis 20 Teilnehmern", berichtet der Professor mit freudig klingender Stimme. Auch hier dauert das Studium zwei Jahre. An insgesamt 54 Tagen besuchen die Studenten Vorlesungen in Bayreuth, anschließend arbeiten sie zu Hause weiter. Oder sie üben an ihren Arbeitsplätzen, bei aller Sorge für das Patientenwohl, die Kosten im Blick zu behalten.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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