Hannover:Jura-Prof: Gute Noten für Sex

Ein Juraprofessor der Uni Hannover steht unter Korruptionsverdacht: Er soll Doktoranden und Studierenden gegen Geld und "körperliche Zuwendung" geholfen haben.

Ein Juraprofessor aus Hannover steht im Verdacht, für unzulässige Unterstützung von Doktoranden der Rechtswissenschaft rund 51.000 Euro kassiert zu haben. Wie die hannoversche Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wird gegen den Hochschullehrer wegen Bestechlichkeit ermittelt.

Laut Anklagebehörde soll er außerdem eine studentische Hilfskraft, bei der er in Hannover wohnte, "gegen körperliche Zuwendung besser benotet haben", sagte ein Sprecher der Behörde. Im Zuge der Ermittlungen seien am Donnerstag Wohn-, Dienst- und Geschäftsräume in Hannover, Hamburg und Bergisch-Gladbach durchsucht worden.

Ein Beratungsunternehmen aus Bergisch-Gladbach soll dem Juraprofessor zahlungskräftige Doktoranden vermittelt haben, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Lendeckel. Gegen die Geschäftsführer des Unternehmens, die dem Professor die 51.000 gezahlt haben sollen, ermittele man wegen Verdachts der Bestechung. Der Hochschullehrer solle als Gegenleistung für die Zahlungen die Doktoranden bis zum Abschluss der Promotion betreut haben, obwohl sie die formalen Voraussetzungen für den Doktortitel nicht erfüllt hätten.

Ebenfalls wegen Bestechung und zudem wegen Verrats von Dienstgeheimnissen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Studentin, bei der der Professor in Hannover wohnte. Sie solle Klausuren für den Hochschullehrer erstellt haben, die sie selbst noch schreiben musste. Außerdem soll sie Klausurlösungen in ihrem Freundeskreis verbreitet haben.

Ins Rollen kam das Ermittlungsverfahren gegen den Juraprofessor durch eine Strafanzeige der Universität Hannover, die von den Zahlungen des Beratungsunternehmens und der angespannten wirtschaftlichen Lage des Juristen erfahren hatte. Zudem hatten sich bei der Frauenbeauftragten der Universität Studentinnen über Belästigungen durch den Hochschullehrer beschwert. Der Professor soll einer zweiten Studentin eine Anstellung an seinem Lehrstuhl gegen körperliche Zuwendung in Aussicht gestellt haben. Die Studentin wies das Ansinnen jedoch zurück.

Bei den Durchsuchungen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft zahlreiche Unterlagen und Dateien sicher gestellt. Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, drohen allen Beschuldigten Freiheitsstrafen.

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