Plagiatsverdacht:Fischer-Lescano weist Vorwürfe zurück

Der Jurist Andreas Fischer-Lescano deckte die Mängel in Karl-Theodor zu Guttenbergs Doktorarbeit auf. Jetzt steht der Wissenschaftler selbst unter Plagiatsverdacht.

Roland Preuß

Der Entdecker der ersten Plagiatsstellen in Guttenbergs Doktorarbeit, Andreas Fischer-Lescano, muss sich gegen Kritik wehren, er habe selbst wissenschaftlich nicht sauber gearbeitet. Der Vorwurf: Er schreibe von eigenen Texten ab.

Andreas Fischer-Lescano, Rechtswissenschaftler und Professor an der Universität Bremen, deckte die Mängel an Karl-Theodor zu Guttenbergs Dissertation auf. Jetzt steht er selbst unter Plagiatsverdacht. (Foto: Regina Schmeken)

Ein von dem Bremer Juraprofessor zusammen mit seinem Kollegen Gunther Teubner verfasster Aufsatz in einem Sammelband von 2007 stimmt streckenweise wörtlich mit einem Buch der selben Autoren von 2006 überein, das im Suhrkamp-Verlag erschien.

Der Wiener Doktorand Volker Hafner warf Fischer-Lescano deshalb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor, dieses Vorgehen verstoße "gegen die Regeln des redlichen wissenschaftlichen Arbeitens", auch wenn er anders als Guttenberg nur eigene Texte übernommen habe. Es offenbare sich ein "doch freizügiger Umgang mit Zitierregeln", schreibt Hafner.

Fischer-Lescano sagte, Teubner und er hätten ihre Thesen erst als Aufsatz formuliert, dieser sei der Ausgangstext für das Buch gewesen. Das Buch erschien dann allerdings vor dem Aufsatz. "Den Herausgebern des Sammelbandes war der andere Text bekannt. Für den Sammelbandbeitrag haben wir keine Vergütung erhalten", sagte er.

Der Plagiatsexperte und Münchner Juraprofessor Volker Rieble nannte die Vorwürfe gegen Fischer-Lescano "abwegig". Diese sogenannten Selbstplagiate seien urheberrechtlich unproblematisch, es könne allenfalls Schwierigkeiten mit den Verlagen geben, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Fischer-Lescanos Vorgehen sei "zulässig - der Text eines Autors ist seiner, er kann ihn selbst verwerten".

Dieses Verfahren sei zumindest unter Juristen "extrem üblich". Es sei unnütz, wenn Wissenschaftler nun anfingen, auf jede ihrer frühere These in einer Fußnote hinzuweisen. "Wie selbstverliebt würde das aussehen", fragte Rieble.

© SZ vom 11.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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