Gut arbeiten:Wenn Arbeit beglückt

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Spaß statt Stress im Job: Es ist gar nicht so schwer, seine Mitarbeiter zu motivieren. Man muss nur wissen, wie.

Nicola Holzapfel

Es ist der Traum jedes Vorgesetzten, ein gutes Team zu haben. Engagierte Mitarbeiter, die ihre Aufgaben voller Begeisterung erledigen und gut zusammenarbeiten. Die Realität sieht häufig anders aus. Stress, Zeitdruck, Überstunden: Wer mit Beschäftigten über ihren Job spricht, hört wieder und wieder die selben Klagen.

Chef, Kollegen, Stress: Es gibt viele Gründe im Job mal die gute Laune zu verlieren. Hält der Zustand jedoch an, läuft etwas gewaltig schief. (Foto: Foto: iStockphoto)

Wie zufrieden oder unzufrieden die Deutschen wirklich sind, schwankt je nach Umfrage. Laut dem Meinungsforschungs-Institut Gallup machen 68 Prozent aller Beschäftigten nur Dienst nach Vorschrift. Mehr Optimismus verbreitet dagegen die Umfrage "Human-Ressource-Monitor" des Beratungsunternehmens Batz und Siegler unter Führungskräften und Mitarbeitern: Demnach haben mehr als zwei Drittel Spaß an dern Arbeit.

Die Initiative Inqa, ein Bündnis aus Arbeitgebern, Gewerkschaften sowie Bund und Ländern wollte es genau wissen und hat gefragt: "Wie oft ist es in den letzten vier Arbeitswochen vorgekommen, dass Sie von ihrer Arbeit begeistert waren?". 4700 Deutsche haben mitgemacht. Mit erschreckendem Ergebnis: 46 Prozent ist Begeisterung für den Job absolut fremd.

Gibt es in der deutschen Arbeitnehmerschaft also eine tiefe Spaltung, auf der einen Seite die Engagierten, auf der anderen die Faulen? Nein, denn entscheidend für den Spaß im Job sind die Arbeitsbedingungen, sagt die Soziologin Tatjana Fuchs, die die Antworten der Beschäftigten ausgewertet hat. "Die Begeisterung für die Arbeit ist kein Persönlichkeitsfaktor. Es gibt strukturelle Faktoren, die dazu führen, dass Mitarbeiter unwahrscheinlich zufrieden sind."

Sie war überrascht, wie wenige von Arbeitsbedingungen berichteten, die ihre persönliche Entwicklung fördern. Dabei ist das eine ganz entscheidende Voraussetzung für Zufriedenheit im Job. Beschäftigte brauchen eine lernfördernde Umgebung, die sie weiterbringt, und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen. Einen großen Einfluss hat auch, wie abwechslungsreich die Arbeit ist und ob Platz für Kreativität ist.

"Die Anforderungen müssen mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten übereinstimmen", sagt Jochen Menges vom Institut für Führung und Personalmanagement der Uni Sankt Gallen. "Dieses Kompetenzerlebnis wird als sehr positiv empfunden." Sind die Anforderungen dagegen hoch, entsteht Stress. Sind sie zu niedrig, ist es auch nichts: Es droht die Langeweile.

Das Gehalt spielt dagegen eine geringere Rolle als allgemein angenommen. "Man kann allein durch ein hohes Einkommen nicht langfristig motivieren", sagt Tatjana Fuchs. Allerdings kann man mit zu niedrigen Gehältern Schaden anrichten: "Arbeitgeber können ihre Beschäftigten unheimlich stark frustrieren, wenn sie ihnen ein Einkommen zahlen, dass nach deren Ansicht in keinem adäquaten Verhältnis zu ihrer Leistung steht."

Eine wichtige Rolle spielt auch der Chef. "Führungskräfte haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob Mitarbeiter Spaß bei der Arbeit haben", sagt Menges. Das betrifft die Aufgabenstellung ebenso wie den Umgang miteinander.

Wie die Inqa-Umfrage zeigt, kann ein guter Führungsstil dauerhaft motivieren. Werden die Mitarbeiter aber mehr schlecht als recht geführt, demotiviert der Chef regelrecht. Der ideale Vorgesetzte pflegt einen respektvollen und anerkennenden Umgang mit seinem Team und unterstützt auch fachlich. Es sei jedoch verkehrt, nur auf die einzelne Führungskraft zu schauen, meint Fuchs. Vielmehr müssten sich die Unternehmen von einer Personalpolitik abwenden, die nur auf Druck setze.

Frustrationspotenzial bieten auch arbeitsorganisatorische Probleme. Wer unter Zeitdruck steht, ständig gestört wird, widersprüchliche Informationen erhält oder sich an nicht funktionierenden Arbeitsabläufen aufreibt, bringt selten noch Begeisterung für den Job auf. Auch die Angst um den Job wirkt demotivierend.

"Unternehmen haben es in der Hand, ob sie motivierte oder frustrierte Beschäftigte haben", sagt Fuchs. Machen sie es richtig, können sie ihre Beschäftigten geradezu beglücken. "Studien belegen, dass es bei der Arbeit zu Glücksgefühlen ähnlich wie bei Extremsportarten kommen kann", sagt Fuchs. Die entscheidende Voraussetzung ist allerdings: Die Beschäftigten haben komplexe Aufgaben, an denen sie wachsen können.

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