GEW kritisiert Bologna-Reform:"Der Bachelor ist wertlos"

Die Bildungsgewerkschaft GEW hat den Wechsel zum internationalen Studienabschluss Bachelor massiv kritisiert: Absolventen würden "mit einem wertlosen Examen auf den Arbeitsmarkt geschickt".

Johann Osel

Die Bildungsgewerkschaft GEW hat die Umsetzung der Bologna-Reform in Deutschland, also den Wechsel zu den internationalen Studienabschlüssen Bachelor und Master, massiv kritisiert. Zehn Jahre nach dem Beschluss von Bologna werde das Potential der Reform nicht genutzt, es gebe sogar eher "Rückschritte", sagte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller.

GEW kritisiert Bologna-Reform: Deutliche Kritik an der Bologna-Reform: Die GEW kritisiert, Absolventen würden "mit einem wertlosen Examen auf den Arbeitsmarkt geschickt".

Deutliche Kritik an der Bologna-Reform: Die GEW kritisiert, Absolventen würden "mit einem wertlosen Examen auf den Arbeitsmarkt geschickt".

(Foto: Foto: ddp)

Auf ihrer Wissenschaftskonferenz in Bad Wildbad hat die Gewerkschaft eine neue Studie zu diesem Thema vorgestellt. Die Autoren kritisieren vor allem, dass durch Zulassungsbeschränkungen der Übergang vom Bachelor-Abschluss zu einem Master-Studium als zweiten Schritt oft nicht möglich sei. Da in vielen Fächern noch immer fraglich sei, ob der sechssemestrige Bachelor für den Beruf überhaupt ausreiche, würden demnach viele Absolventen "mit einem wertlosen Examen auf den Arbeitsmarkt geschickt". Der Bachelor sei vor allem in kleineren Unternehmen immer noch nicht akzeptiert.

Unbeschränkter Zugang zum Masterstudium

Auch "im Herzstück des Bologna-Prozesses" - mehr Mobilität von Studenten im europäischen Hochschulraum - könne Deutschland keine positive Bilanz vorlegen, heißt es. Bachelor-Studierende gingen demnach seltener ins Ausland als zu Zeiten von Diplom und Magister. Und dies sei mehr denn je vom Geldbeutel der Eltern abhängig: Akademikerkinder entschieden sich mehr als doppelt so häufig für ein Auslandssemester wie Kinder von Nicht-Akademikern.

Der Druck, im Bachelorstudium möglichst gut abzuschneiden und damit eine Chance auf einen Masterplatz zu sichern, verursache zudem gesundheitliche Folgen wie Nervenkrankheiten. "Nicht Bologna ist gescheitert, sondern Bonn", sagte Keller mit Verweis darauf, dass das Bundesforschungsministerium und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) dort ihren Sitz haben. Es wäre jedoch falsch, aus dem Reform-Prozess auszusteigen. Die GEW fordert vielmehr einen "radikalen Kurswechsel", etwa den unbeschränkten Zugang zum Masterstudium.

Nach dem Bildungsstreik im Sommer hatte HRK-Präsidentin Margret Wintermantel die Reform verteidigt, zugleich aber Verbesserungen in Aussicht gestellt: "In den Hochschulen müssen die Probleme mit der Umsetzung der Studienreform klar benannt und Lösungen gefunden werden." In Deutschland waren zum ablaufenden Sommersemester 76 Prozent der etwa 12500 Studiengänge auf die neuen Abschlüsse umgestellt.

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