Gesundheit:Drei Stunden zur Arbeit

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Pendeln ist belastend, daher sollte es möglichst angenehm gestaltet werden, meint Steffen Häfner, Chefarzt an einer Psychosomatischen Klinik.

Von Martin Scheele

Steffen Häfner ist Chefarzt der Abteilung für Verhaltensmedizin und Psychosomatik in der Deutschen Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bad Elster im sächsischen Vogtlandkreis.

SZ: Gehören Sie auch zu den 8,5 Millionen Pendlern in Deutschland?

Steffen Häfner: Ich bin Wochenendpendler, ich fahre zwischen Bad Elster und meiner Familie in Stuttgart hin und her.

Stört Sie das Pendeln?

Ich habe mich gut damit arrangiert. Es erfordert aber viel Organisation und eine optimale Unterstützung durch die Familie.

Sie beschäftigen sich auch beruflich mit dem Pendeln. Wieso?

Deutsche Erwerbstätige verbringen heute mehr Zeit auf dem Weg von und zu der Arbeit als vor zehn Jahren. Generell haben Pendler ein höheres Risiko, Erkrankungen zu entwickeln, sie sind anfälliger für Bluthochdruck, haben häufig ein Schlafdefizit. Für viele ist das Pendeln ein zusätzlicher Stressfaktor. Bei manchen bringt er das Fass zum Überlaufen und macht sie so krank, dass sie eine Auszeit brauchen.

Was muten sich denn die Leute zu?

In unsere Klinik kommen Menschen aus ganz Deutschland, insofern haben wir ein ganz gutes Bild von der Situation. Es ist nicht selten, dass Angestellte täglich zwei bis drei Stunden in die eine Richtung unterwegs sind. Etwa wenn jemand aus dem Erzgebirge nach Berlin pendelt.

Warum machen es sich die Menschen so schwer und suchen sich nicht lieber einen Job in der Nähe?

Dafür gibt es viele Gründe. Ich stelle immer wieder fest, dass unsere Patienten ihr privates Glück nicht dort lokalisiert haben, wo ihr Berufsleben spielt - oder andersherum. Die Wünsche an das Leben sind heutzutage anspruchsvoller. Die Menschen wollen beispielsweise im Grünen leben und zugleich nah bei der Arbeit - das passt häufig nicht zusammen.

Welche Tipps haben Sie parat?

Vorausgesetzt, man entscheidet sich für längere Arbeitswege, dann sollte man zumindest alle paar Jahre überprüfen, ob der Zustand noch in Ordnung ist. Die Fahrtzeiten, zumal mit dem Auto, sollten so angenehm wie möglich vorbereitet werden. Wer die Strecke nur mal am Wochenende abfährt, bekommt keinen realistischen Eindruck.

Was kann der Arbeitgeber tun?

Ganz oben stehen flexible Arbeitszeiten, mit denen die Rushhour umschifft werden kann, und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Manchmal sind es aber auch die kleinen Angebote, die Abhilfe schaffen. Ich höre immer wieder, dass es hilfreich wäre, wenn Firmen direkt vor dem Gebäude Parkplätze anbieten würden. Und moderne Unternehmen schauen auch nach Arbeitsplätzen für den Partner.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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