Geplanter Kita-Ausbau:Erzieherinnen dringend gesucht

Bis 2013 soll jedes Kind unter drei Jahren einen Kita-Platz haben. Manchen Bundesländern fehlt schon jetzt das Betreuungspersonal.

Felix Berth

Sie werden überall gesucht. Erzieherinnen fehlen in den Kitas von Berlin, in den Krippen von München, in den Horten von Hamburg. Eine junge Frau, die eine der Erzieher-Fachschulen verlässt, muss nur mit ihrem Zeugnis wedeln - schon bieten ihr die Kitas mehrere Jobs an. Der Personalmangel, so scheint es, ist in jeder Kommune zu spüren. Und er wirkt durchaus logisch: Wenn im ganzen Land Kinderkrippen gebaut werden, muss bald das Personal fehlen.

Kinderdienst: Mehr Krippenplaetze für Kinder unter drei Jahren

Nicht in allen Bundesländern ist der Personalmangel in Kitas dramatisch.

(Foto: ddp)

Immer wieder ist diese Vermutung zu hören, und die aktuellen Nöte der Kitas in Großstädten scheinen die problematische Entwicklung zu bestätigen. "Experten sehen Ausbau der Krippenplätze gefährdet", überschrieb eine Nachrichtenagentur in der vergangenen Woche einen Bericht. "Der geplante bundesweite Ausbau der Krippenplätze bis 2013 ist nach Meinung von Experten wegen fehlender Betreuer gefährdet", hieß es weiter. Das stehe in einer Untersuchung der Wissenschaftler Thomas Rauschenbach und Matthias Schilling.

Nur: Was dort steht, ist längst nicht so dramatisch. Rauschenbach und Schilling haben versucht, für jedes Bundesland zu skizzieren, wie die Lage in den Jahren 2013, 2015 und 2017 sein könnte. Ihr Gesamteindruck: "Von einem flächendeckenden Personalnotstand kann keine Rede sein." Zwar werden in den nächsten Jahren viele tausend Krippenplätze geschaffen. Ein Szenario kalkuliert deshalb, dass im Jahr 2013 etwa 38.000 Vollzeitstellen zusätzlich zu besetzen sind. Das klingt dramatisch - doch etliche Faktoren entschärfen das Problem.

So kommen aus demografischen Gründen immer weniger Kinder in die regulären Kindergärten. Dort wird Personal frei. Auch haben in den letzten Jahren immer mehr junge Frauen (und ein paar junge Männer) eine Ausbildung in der Erzieher-Branche begonnen. Das allein dürfte bis 2013 etwa 50.000 neue Fachkräfte bringen. Gleichzeitig werden zwar Erzieherinnen den Job wechseln oder in Rente gehen - doch am Ende der Rechnung bleiben eher undramatische Zahlen: Es fehlen im Jahr 2013 etwa 9000 Erzieher. Daran dürfte der Krippenausbau nicht scheitern.

Allerdings sind die Verhältnisse in jedem Land anders. In Ostdeutschland reicht das Personal wahrscheinlich aus. In manchen westdeutschen Ländern - darunter Bayern, Hamburg und Berlin - sind wenig Probleme zu erwarten. Schwierig dürfte es in Niedersachsen und Hessen werden. Doch alle Länder könnten dem Mangel begegnen: "Sie sollten mehr Ausbildungsplätze an Fachschulen für Erzieherinnen schaffen", rät Rauschenbach. Sie können frühpädagogische Studiengänge an Hochschulen auf- oder ausbauen. Sie sollten Teilzeit-Erzieherinnen ermutigen, die Arbeitszeiten zu erhöhen. Das wird für die Länder nicht billig. Doch: "Katastrophen sind nach unseren Rechnungen nicht zu erwarten", sagt Rauschenbach.

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