Genderdebatte an den Schulen:Gewerkschaft warnt vor Stereotypen

Brauchen Jungen einen anderen Unterricht als Mädchen, weil sie per se viel unruhiger sind? Taugt der traditionelle Unterricht nicht, um auch Mädchen an Naturwissenschaften heranzuführen? In Erziehungsfragen wird in jüngster Zeit verstärkt mit der biologischen Ausstattung argumentiert. Anders die Gewerkschaft GEW: Sie fordert von den Pädagogen eine individuelle Förderung der Schüler - unabhängig vom Geschlecht.

Brauchen Jungen einen anderen Unterricht als Mädchen? Bringen sie andere genetische Voraussetzungen mit, die sie weniger brav und dafür sehr viel unruhiger sein lassen? Fällt es ihnen deshalb schwerer, im Schulalltag positiv wahrgenommen zu werden? Und bräuchten Mädchen dafür in anderen Belangen, beispielsweise in naturwissenschafltichen Fächern, eine andere Herangehensweise? Diese und ähnliche Fragen sind in den vergangenen Jahren verstärkt zu hören.

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Lernen Jungen anders als Mädchen? Oder lernt einfach jedes Kind anders als ein anderes? Die GEW fordert nun von Lehrern mehr Bewusstheit über die Konstruiertheit von Geschlecht.

(Foto: dapd)

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vertritt in der Debatte um den Schulerfolg von Jungen und Mädchen nun offenbar einen ganz anderen Ansatz. Sie orientiert sich an Positionen der Genderforschung, wonach nicht allein die biologische Ausstattung die sexuelle Identität bestimmt.

Die Erziehungsgewerkschaft regte an, die Pädagoginnen und Pädagogen bei der Aus- und Fortbildung stärker für den Konstruiertheitscharakter von Geschlecht zu sensibilieren. Dies sei wichtiger denn je, damit Bildungseinrichtungen nicht dazu beitrügen, dass sich traditionelle Geschlechterrollen verfestigen, sagte Anne Jenter, Leiterin des GEW-Arbeitsbereichs Frauenpolitik, zum Weltlehrertag am Mittwoch in Frankfurt am Main.

Notwendig sei eine Pädagogik, die den Einfluss von Geschlechterkonstruktionen auf den Bildungserfolg analysiert, betonte Jenter. Einer per se geschlechterorientierten Erziehung erteilte sie eine Absage: Eine mädchen- oder jungenspezifische Pädagogik, die sich an deren vermeintlichen Neigungen oder Eigenschaften ausrichtet, verfestige Geschlechterstereotypen, kritisierte sie. Wichtig sei eine individuelle Förderung eines jeden Jungen oder Mädchens und eine bewusste Begleitung der Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenen.

Genderkompetenz befähige Lehrende, mit traditionellen Rollenmustern und Klischees bewusst umzugehen. In der Aus- und Fortbildung sollten Pädagoginnen und Pädagogen erfahren, dass im pädagogischen Alltag Geschlechterrollen konstruiert werden - und dafür sensibilisiert werden, wie sie selbst dazu beitragen. Sie müssten wissen, wie das die Persönlichkeitsentwicklung und den Bildungserfolg von Jungen und Mädchen, aber auch deren spätere Berufslaufbahn beeinflusst.

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