Geld für Berliner Schulen:Hilfe für die Hoffnungslosen

Bildungsbürgerliche Berliner schicken ihre Kinder auf Privatschulen, doch Arme und Migranten kämpfen mit den katastrophalen Bedingungen der öffentlichen Schulen.

C. von Bullion

Berlin - Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), hat den Berliner Schulen 308 Millionen Euro für bessere Bildung angekündigt. "Das ist eine einmalige Chance, die es zu nutzen gilt", sagte sie am Dienstag in Berlin. Die Mittel, die aus Investitionshilfen des Bundes kommen, sollten besonders für Schulen mit hohem Migrantenanteil verwendet werden, forderte Böhmer. Auch in den Ausbau von Ganztagsschulen, psychologisches Personal und Fortbildung von Lehrern müsse mehr Geld und Zeit gesteckt werden. "Wir können nicht länger zusehen, dass die Zahl der Hoffnungslosen immer größer wird."

Geld für Berliner Schulen: Die Rütli-Hauptschule in Berlin: Sie wurde im Jahr 2006 bundesweit bekannt, als die Lehrer zugaben, der Gewalt nicht mehr Herr zu werden.

Die Rütli-Hauptschule in Berlin: Sie wurde im Jahr 2006 bundesweit bekannt, als die Lehrer zugaben, der Gewalt nicht mehr Herr zu werden.

(Foto: Foto: dpa)

Die Integrationsbeauftragte reagierte damit auf einen Brief von Schulleitern aus Berlin-Mitte, der für heftige Diskussionen gesorgt hatte. Böhmer hatte sie daraufhin ins Kanzleramt eingeladen. Die Rektoren der Berliner Stadtteile Wedding, Moabit und Tiergarten hatten vor einem drohenden "bildungspolitischen Aus" gewarnt.

Kriminelle Schüler

In den Vierteln rund um den Regierungssitz seien die Schulen nicht nur äußerlich verwahrlost, sie müssten auch mit einer steigenden Zahl von Kindern aus Migrantenfamilien zurechtkommen, in einigen Schulen liege deren Anteil schon bei 90 Prozent. Die Leistungen vieler dieser Schüler seien unzureichend, immer mehr würden kriminell. Gleichzeitig schickten bildungsbürgerliche Familien ihre Kinder zunehmend auf Privatschulen.

Im Gespräch mit sieben Schulleitern wollte die Integrationsbeauftragte vor allem klären, inwieweit die Maßnahmen, die im Sommer 2007 in einem nationalen Integrationsplan beschlossen worden sind, tatsächlich in bedürftigen Schulen angekommen sind. Damals verpflichteten sich Kultusminister und Ministerpräsidenten, mehr Mittel für Schulen mit hohem Migrantenanteil bereitzustellen. Oft käme davon aber nichts in den Schulen an, sagte ein Rektor. Er habe erlebt, dass so lange über die Verteilung diskutiert wurde, bis das Geld nicht mehr abgerufen werden konnte.

Neben mehr Geld und Personal sei auch eine offenere Debatte über die Einwanderungsgesellschaft nötig, sagte der Schulleiter. "Die Gesamtsituation wird zu wenig diskutiert." Viele Lehrer, die heute unterrichteten, seien zu einem Zeitpunkt sozialisiert worden, als die Schülerschaft noch ganz anders gewesen sei. "Die Lehrer müssen natürlich auch umlernen, aber das braucht Zeit", sage er.

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