Gehälter für Absolventen:70.000 Euro Einstiegsgehalt - kein Traum

Manche Akademiker werden schon zum Berufseinstieg sehr gut bezahlt, andere müssen sich ein Leben lang bescheiden.

Nicola Holzapfel

Manche Hochschulabsolventen verdienen schon zum Berufsstart so viel wie andere in ihrem ganzen Leben nicht. Sie steigen mit 50.000 Euro, sogar 70.000 Euro Jahresgehalt ein. Die Regel sind diese Traumgehälter zwar nicht, aber sie werden hin und wieder gezahlt. "Die Anforderungen sind dann auch entsprechend hoch", sagt Jürgen Bühler vom Personalvermittler alma mater, der die Verdienste von Berufseinsteigern erhoben hat. Und der "Bewerbermarkt", wie Personalexperten sagen, ist entsprechend eng. Das heißt: Unternehmen konkurrieren um wenige Spezialisten.

Die meisten Gehälter bewegen sich jedoch der Studie zufolge zwischen 33.000 und 42.000 Euro. Am meisten lässt sich in den Bereichen Vertrieb, Forschung und Entwicklung, Informationstechnik und Fertigung verdienen. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Gehälter deutlich zulegten, gibt es zwar kaum weitere Steigerungen, aber das "hohe Niveau" hält sich. Abstriche müssen nur die Nachwuchskräfte im Marketing-Bereich hinnehmen. Sie werden leicht unterdurchschnittlich bezahlt, ebenso wie Einsteiger in den Bereichen Finanzen, Controlling und Personalwesen.

Für die Studie wurden vom November 2006 bis Februar 2007 knapp 1500 Gehaltsangaben von 286 Unternehmen verschiedener Größe und Branche erhoben. Nach Branchen betrachtet, zahlen Chemie- und Pharma-Unternehmen sowie Arbeitgeber aus dem Finanzwesen am besten. Die niedrigsten Gehälter gibt es im Öffentlichen Dienst und bei Dienstleistungsfirmen sowie bei den Medien.

Die Unternehmensgröße spielt eine große Rolle bei den Verdienstmöglichkeiten. Je kleiner der Arbeitgeber desto geringer sind in der Regel auch die ersten Gehälter. Wer bei einem Groß-Unternehmen einsteigt, kann bis zu 12 Prozent mehr verdienen. Mitunter sind aber auch kleinere Firmen bereit, sehr viel zu bezahlen. Sie reagieren der Studie zufolge schneller auf den Arbeitsmarkt als größere Betriebe. Spüren sie einen Mangel an bestimmten Bewerbern, sind sie bereit auch mal 50.000 Euro oder mehr zu zahlen.

Für Absolventen der Bachelor-Studiengänge hat die Studie ein erfreuliches Ergebnis parat: Sie werden, obwohl sie nur drei Jahre studiert haben, meist nicht schlechter bezahlt als ihre Konkurrenten mit Master- oder Diplom-Abschluss.

70.000 Euro Einstiegsgehalt - kein Traum

Auch eine Gehaltsumfrage der IG-Metall hat stolze Gehälter für Berufseinsteiger ermittelt. Sie untersucht jährlich die Einstiegsgehälter in Unternehmen der Automobil- , Elektro- , IT- , Maschinenbau- , Stahl und Telekommunikationsindustrie. Wirtschaftswissenschaftler mit Uni-Abschluss können mit einem Gehalt zwischen 35.321 und 45.223 Euro rechnen. Mehr gibt es für Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler: Ihre Gehälter pendeln zwischen 38.383 und 46.340 Euro. Laut IG-Metall-Studie wird je nach Abschluss (Bachelor, Master, Diplom, FH oder Uni) unterschiedlich gezahlt.

Laut der Unternehmensberatung Kienbaum liegen die Einstiegsgehälter derzeit für Uni-Absolventen im Schnitt über 40.000 Euro im Jahr. "High Potentials", also Bewerber, die dem Wunsch-Katalog jedes Personalexperten entsprechen (zügig absolviertes Studium mit sehr gutem Abschluss, Praxis- und Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse), kommen auf 45.000 bis 50.000 Euro.

Deutlich überdurchschnittlich würden Beratungsunternehmen zahlen. Auch Finanzdienstleister zahlen mehr als etwa Unternehmen im Handel oder produzierendem Gewerbe.

Viele Hochschulabsolventen schütteln über diese Zahlen jedoch den Kopf. Auf sie wartet nach dem Diplom kein Vollzeitjob, sondern sie schlagen sich erst einmal als Praktikant auf dem Arbeitsmarkt durch. Wie die alma-mater-Studie zeigt, gibt es dafür im Schnitt 512 Euro, die meisten Gehälter liegen zwischen 485 und 650 Euro im Monat. Der höchste erhobene Wert lag bei 1500 Euro.

Am besten bezahlen Unternehmen der Elektrotechnik und Versorger sowie Unternehmensberatungen ihre Praktikanten. Am wenigsten zahlt der Öffentliche Dienst. Auch für Praktikanten spielt die Unternehmensgröße eine entscheidende Rolle bei der Aussicht, mit wie viel Geld sie rechnen können. Arbeitgeber bis zu zehn Mitarbeitern zahlen deutlich unterdurchschnittlich. Am höchsten sind die Gehälter bei Mittelständlern mit bis zu 1000 Mitarbeitern.

Wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, bleiben für viele Akademiker gut bezahlte Vollzeitjobs auf Dauer ein Traum. Dreieinhalb Jahre nach ihrem Studium verdienen zehn Prozent der befragten Akademiker, die an der Uni Köln und der FU Berlin ihren Abschluss gemacht haben, weniger als 1000 Euro monatlich, 18 Prozent verdienen zwischen 1000 und 1500 Euro und 15 Prozent zwischen 1500 und 2000 Euro. Nur sechzehn Prozent liegen über 3500 Euro.

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