Geburtshilfe:Immer wieder neu

Jedes Mal anders: Hebamme ist ein abwechslungsreicher Beruf

Ladina Gehrmann studiert Hebammenkunde an der Hochschule Fulda. Zum Studium gehören auch lange Praxisphasen in einer Kooperationsklinik.

(Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Wer Hebamme werden will, kann wählen zwischen Ausbildung und Studium. Beides führt in einen Beruf, der festangestellt und freiberuflich ausgeübt werden kann.

Von Nikolas Golsch/dpa

Tag für Tag einen neuen Menschen auf die Welt begleiten - das ist für Hebammen Berufsalltag. Die angehende Hebamme Ladina Gehrmann macht das zum Teil schon jetzt. Denn auf dem Weg in den Beruf zählt vor allem eins: viel Praxiserfahrung sammeln. Sei es im Rahmen der klassischen Ausbildung an einer Hebammenschule oder im Studium an einer Hochschule. Gehrmann hat sich für Letzeres entschieden. "Das Ausbildungssystem zur Hebamme steht gerade vor einem Umbruch", sagt sie. Den Studiengang Hebammenkunde gibt es erst seit wenigen Jahren. Die meisten Hebammen werden an Schulen ausgebildet.

Den typischen Arbeitsplatz für Hebammen gibt es nicht, sagt Maren Borgerding vom deutschen Hebammenverband. Die einen sind in Krankenhäusern und Geburtshäusern beschäftigt. Sie betreuen Schwangere im Kreißsaal, begleiten sie während der Geburt, kümmern sich anschließend um Mutter und Baby und kontrollieren etwa, ob es Nachblutungen gibt.

Hebammen können aber auch freiberuflich tätig sein. Sie begleiten Schwangere dann meist schon lange vor der Geburt und können ihnen etwa bei Hausgeburten zur Seite stehen. Sogenannte Beleghebammen unter ihnen dürfen auch in einer bestimmten Klinik die Geburt betreuen. "Der Draht zu den Frauen ist bei den freien Hebammen meist enger, da sie nicht nur die Geburt betreuen, sondern die ganze Schwangerschaft", sagt Borgerding.

Derzeit gibt es etwa 21 000 Hebammen in Deutschland. Auch Männer können den Beruf erlernen. Das ist aber eher eine Ausnahme: In ganz Deutschland sind momentan schätzungsweise ein halbes Dutzend Männer als Entbindungspfleger tätig. Ob Mann oder Frau - wer den Beruf ergreifen will, braucht Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen, sagt Paul Ebsen von der Bundesarbeitsagentur.

Die Ausbildung dauert drei Jahre, das Studium vier Jahre - der Theorieanteil ist höher

Wer Hebammenkunde an der Hochschule wählt, hat ein sehr praktisch orientiertes Studium. Reine Theorie gibt es im Fall von Gehrmann nur im ersten und im achten Semester. Schon vom zweiten Semester an sammeln Studenten Praxiserfahrung in einer Kooperationsklinik in der Umgebung der Hochschule. In den ersten Wochen ging es erst einmal darum, den Stationsalltag kennenzulernen, erinnert sich Gehrmann. Danach habe sie begonnen, Frauen zu beraten und beispielsweise Blutungen zu kontrollieren. "Jeder Student wird von einer Hebamme oder Krankenschwester betreut, die einschätzen, welche Aufgaben man schon übernehmen kann", sagt sie. Generell gilt: Nur das, was an der Hochschule schon theoretisch durchgenommen worden ist, darf sie in der Praxis ausprobieren.

Wer sich für die klassische Ausbildung entscheidet, lernt drei Jahre an einer Hebammenschule. Hier ist der Theorieunterricht in der Schule ebenfalls mit Praxisphasen kombiniert. Ein Vorteil der Ausbildung ist, dass die Teilnehmer eine Vergütung erhalten. Sie liegt im ersten Ausbildungsjahr bei Bezahlung nach Tarif bei etwa 970 Euro, kann sonst aber auch geringer sein. "Auszubildende Hebammen werden vergleichsweise gut bezahlt", sagt Ebsen. Voraussetzung für die Ausbildung ist derzeit die mittlere Reife.

Die verschiedenen Ausbildungsmodelle stellen Schulabgänger vor eine schwierige Entscheidung. Das war auch bei Ladina Gehrmann so. "Ich habe beide Wege in Betracht gezogen", sagt sie. An der Hochschule in Fulda wurde sie gleich genommen. Vier Jahre dauert das Studium der Hebammenkunde. Nach dem siebten Semester macht sie das Staatsexamen, nach dem achten Fachsemester hat sie die Bachelorarbeit abgeschlossen. Die Berufserlaubnis bekommen Studenten bereits, wenn sie das Staatsexamen bestehen. Während der Bachelorarbeit können sie dann nebenbei in einer Klinik arbeiten. Neben klassischer Ausbildung und Studium sind manchmal auch Kombinationen möglich. Das Einstiegsgehalt bei einer Festanstellung in einer Klinik kann zwischen 1300 und 1900 Euro brutto liegen. Wer freiberuflich arbeitet, rechnet pro Geburt ab.

Für freie Hebammen wird es immer schwieriger, die Risiken selbst zu tragen

Der Nachteil: Freiberufler müssen die Kosten für die Haftpflichtversicherung selber aufbringen. Derzeit liegt der Beitrag bei 6274 Euro pro Jahr. In der Vergangenheit wurde er immer wieder erhöht. "Diese Entwicklung besorgt uns sehr", sagt Borgerding. Für viele freie Hebammen werde es immer schwieriger, mit dem Einkommen ihre Kosten zu decken, auch wenn es Ausgleichszahlungen für die Prämiensteigerungen gibt.

Darüber macht sich Ladina Gehrmann jetzt noch keine Sorgen. Schon früh stand für sie fest, dass sie Hebamme werden möchte. "Keine Geburt ist gleich", sagt sie. "Jedes Mal schaue ich in ein anderes kleines Gesicht, das gerade das Licht der Welt erblickt."

Kontakt: Alle Studienmöglichkeiten listet die Website des Hebammenverbands auf unter www.hebammenverband.de/beruf-hebamme/studium

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: