G8-Reform:Diskussion um Turbo-Abi

Eltern und Schüler stöhnen über das Turbo-Abi nach achtjähriger Gymnasialzeit. Heute spricht die Kultusministerkonferenz über die Reform - es könnte Änderungen geben.

Beim umstrittenen Turbo-Abitur nach acht Jahren könnte es noch Änderungen geben. Entsprechende Forderungen nach mehr Flexibilität bei der Gestaltung des Stundenplans wurden zum Auftakt der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag in Berlin laut. In der Runde soll auch über die Qualifizierungsoffensive der Regierung gesprochen werden. Als Gast wurde Bildungsministerin Annette Schavan erwartet. Es ist die erste KMK-Sitzung mit der neuen Vorsitzenden, der saarländischen Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

Schüler, dpa

Pauken für das Turbo-Abi: Von der 5. bis zur 12. Klasse müssen 265 Wochenstunden gegeben werden.

(Foto: Foto: dpa)

Schlusslicht beim Einstieg in das Berufsleben

Das sogenannte Turbo-Abitur sorgt seit Wochen für Diskussionen unter Politikern, Eltern und Schülern. In fast allen Bundesländern machen die Schüler mittlerweile nach zwölf statt nach 13 Jahren Abitur. Die verkürzte Schulzeit soll es ihnen ermöglichen, früher eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen und nicht mehr Schlusslicht in Europa beim Einstieg in das Berufsleben zu sein. Die KMK kann dabei aber nicht über Änderungen der Lehrpläne oder eine Entrümpelung entscheiden.

Der baden-württembergische Kultusminister Helmut Rau (CDU) sagte im Südwestrundfunk, dies bleibe Sache der einzelnen Länder. "Die Kulturminister haben für das achtjährige Gymnasium einen Rahmen gesetzt und nur um die Debatte zu diesem gesetzten Rahmen kann es gehen. Die Umsetzung des achtjährigen Gymnasiums erfolgt an den Schulen." Möglich ist demnach, dass die Länder eine flexiblere Handhabung dieser Rahmenvereinbarungen beschließen.

Die Länder seien dabei, Standards für die Abschlüsse zu vereinbaren. Dabei gehe es auch um das zeitliche Volumen, das notwendig sein soll, um das Abitur anzuerkennen, sagte Rau.

Rahmen von 265 Wochenstunden

Einig sind sich die Länder bislang, an dem Grundsatz festzuhalten, dass von der 5. bis zur 12. Klasse 265 Wochenstunden gegeben werden müssen. Die Sprecherin der SPD-Länder, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen, hat vorgeschlagen, in diese Pflichtstunden auch Stunden aus dem Wahlunterricht einzurechnen. Kramp-Karrenbauer regte an, etwa Übungsstunden einzubeziehen. Die Vorschläge anderer Minister gehen in eine ähnliche Richtung.

Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann sagte im Norddeutschen Rundfunk, es dürfe auf keine Fächer verzichtet werden. Möglich wäre es, die Hausaufgaben stärker in die Lehrpläne einzubeziehen.

Ahnen hatte den unionsregierten Ländern vorgeworfen, den achtjährigen Gymnasialbildungsgang überhastet und ohne ausgefeiltes Konzept eingeführt zu haben. In Rheinland-Pfalz sei die Schulzeitverkürzung dagegen mit einem Programm zum Aufbau von Ganztagsgymnasien verknüpft worden.

Gipfel in Dresden

Die bereits vom Bundeskabinett verabschiedete Qualifizierungsoffensive umfasst Maßnahmen von der frühkindlichen Förderung bis zum Ausbildungs- und Weiterbildungsbereich. Dazu gehört auch ein Ausbildungsbonus, den Unternehmen erhalten sollen, wenn sie einem schwer vermittelbaren Jugendlichen einen Ausbildungsplatz geben. Schavan will mit den Bundesländern deren Beitrag zu dem Programm besprechen. Im Herbst soll die Qualifizierung Thema eines Bildungsgipfels von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten in Dresden sein.

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