Führungsspitzen:Auserkoren, Millionen zu verdienen

Eine einzigartige Manager-Challenge: Nicht jeder kann mit Geld umgehen. Es bedarf wahrer sozialer Kompetenz, um Millionengehälter einzustecken.

Dagmar Deckstein

"Verdienen Sie genug? Nehmen Sie teil an unserem kostenlosen Gehaltscheck." Kaum eine auch nur entfernt wirtschaftsnahe Webseite, auf der nicht solche kleine Helferlein aufzuklappen wären. Dort wird Auskunft gegeben über die ewig quälende Frage, ob "genug" gegeben wird. Also machen wir das mal.

Führungsspitzen: Wer verfügt schon über die Grandiosität eines Wendelin Wiedeking, der eine Abfindung von 200 Millionen Euro bunkern musste?

Wer verfügt schon über die Grandiosität eines Wendelin Wiedeking, der eine Abfindung von 200 Millionen Euro bunkern musste?

(Foto: Foto: AP)

Ja da schau her: Da stehen wir doch im Verhältnis zu anderen Vertretern der einschlägigen Berufsgruppe ganz gut da. Und senken sofort schuldbewusst das Haupt angesichts der wirklich nicht vortrefflichen Geschäftslage unserer gebeutelten Branche. Könnten wir uns nicht solidarisch durchringen, einen kleinen Nachlass zu gewähren....? Aber bevor wir weiter solchen typischen Underdog-Überlegungen nachschmecken, schauen wir lieber mal, wie es diejenigen halten, die über die hohe soziale Kompetenz verfügen, die es zum Vielverdienen braucht.

Dieser Kompetenz bedarf es nämlich, um mit dem ständig niederregnenden Geldsegen fertig zu werden, der sich über die Topmanager von A wie Ackermann bis Z wie Zetsche ergießt. Es bedarf schon gehöriger Nehmerqualitäten, um die Millionen - zwischen drei und zehn pro Jahr - einstecken und anständig anlegen zu können.

Ein interessanter Gedanke, den wir ohne freundliche Genehmigung des Spiegel-Verlags dessen Interview mit dem Schweizer Schriftsteller Martin Suter entnehmen. Hat doch der Ex-Werbemanager und so scharfäugige wie formulierungsgewandte Beobachter der Managerwelt die leidige, dafür aber umso gründlicher öffentlich diskutierte Vergütungsfrage vom Kopf auf die Füße gestellt. Es ist eine große soziale Herausforderung, sagt er, viel Geld zu verdienen, eine einzigartige Manager-Challenge, der die wenigsten gewachsen seien.

Es gibt mehr zu schultern

Wer verfügt schon über die Grandezza eines Karl-Gerhard Eick, der von der Telekom zum wankenden Kaufhausriesen Arcandor wechselte und dann schon nach einem halben Jahr mit 15 Millionen Garantiegehalt wieder nach Hause expediert wurde? Oder über die Grandiosität eines Wendelin Wiedeking, der innerhalb seiner beiden letzten Porsche-Jahre inklusive Abfindung eine Last von brutto 200 Millionen Euro bunkern, wenn nicht gar im Bietigheimer Kartoffelacker vergraben musste?

Für die übriggebliebenen und noch aktiven Vorstandschefs gibt es neuen Vergütungsstudien zufolge demnächst auch wieder einiges mehr zu schultern. Zwar sind die Aufsichtsräte der Dax-Unternehmen im Finanzmarktschock anno 2008 zurückgeschreckt und haben den Geldfluss für Vorstände erst einmal um 20 Prozent zurückgedreht. Aber für dieses Jahr, da die schweißtreibende Krisennavigation denn doch die letzten Leistungsreserven kostete und sich die Aufschwungzeichen zu mehren scheinen, wird das Geld für die Vorstandstruppen wieder üppiger fließen. Das hat jedenfalls die Kompensations-Beraterzunft schon mal ausgerechnet, ganz ohne digitale Gehaltsrechner.

Den Managern wird das Geld aufgedrängt

So wird, Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz hin, anschwellende Neiddebatte her, wieder allerhand soziale Herausforderung zu stemmen sein im Rahmen der Agenda 2010 für Topverdiener. Letztlich ist es bei jenen ja gerade umgekehrt als bei unsereins: Den Managern wird das Geld geradezu aufgedrängt von ihren Aufsichtsräten, die gerne den dicken Max markieren nach der Devise: Seht her, wen wir uns für teuer Geld leisten können. Reine Prestigefrage. Sagt Herr Suter.

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