Führen von unten:So leicht lassen sich Chefs manipulieren

Führen von unten: Wenn es Mitarbeitern wichtiger ist, dass ihr Vorschlag umgesetzt wird, als dafür Lob zu bekommen, sollten sie nicht betonen, dass sie selbst die Idee hatten.

Wenn es Mitarbeitern wichtiger ist, dass ihr Vorschlag umgesetzt wird, als dafür Lob zu bekommen, sollten sie nicht betonen, dass sie selbst die Idee hatten.

(Foto: CC0 1.0)

Viele Vorgesetzte finden ihre eigenen Ideen am besten und setzen ungern Vorschläge von Mitarbeitern um. Gut, dass sie mit einfachen Methoden auszutricksen sind.

Von Larissa Holzki

Dass der Chef applaudiert, wenn sie eine Idee vortragen, erleben Mitarbeiter selten. Das ist menschlich. Was wir uns nicht selbst ausgedacht haben, macht uns skeptisch. Wenn die Idee gut wäre, hätten wir sie selbst gehabt, so lautet oft die Devise von Führungskräften und in Unternehmen, dessen Mitarbeiter abschätzig auf Wettbewerber schauen. "Not-invented-here-Syndrom" wird dieses Phänomen genannt. Viele Führungskräfte glauben, qua Amt die besten Ideen haben zu müssen. Das kann für Mitarbeiter frustrierend sein - vor allem wenn sie an der Genialität der Führungskraft zweifeln.

Die Erkenntnis, dass der Chef oder die Chefin nur Vorhaben umsetzen, die sie selbst initiiert haben, kann jedoch der erste Schritt sein, die eigene Idee doch noch durchzuboxen - etwa weil man von ihrem Nutzen für das Unternehmen überzeugt ist. Ob das gelingt, ist eine Frage von Bescheidenheit und Taktik.

"Wenn mir die Realisierung einer Idee wichtiger ist als die Anerkennung dafür, ist es strategisch klug, nicht zu betonen, dass diese von mir ist", sagt Achim Michalke, Professor für Technische Unternehmensführung an der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel: "Wer seine Urheberschaft an einer Idee verschleiert oder gar so weit geht, sie dem Chef unterzuschieben, kann das Unternehmen von unten führen."

Die Vorstellung klingt absurd. Wie soll man jemanden davon überzeugen, er oder sie habe eine Idee selbst gehabt? Tatsächlich erinnern sich Menschen nicht so genau an Vergangenes. "Jedes Mal, wenn wir etwas im Kopf wieder aufrufen, verändert es sich, und schließlich erinnern wir eine Situation vielleicht ganz anders, als sie ursprünglich war", sagt Michalke - bei einer Führungskraft sei das besonders leicht manipulierbar. Menschen, die eine Firma oder eine Abteilung leiten, führten so viele Gespräche und müssten so viel bedenken, dass sie vergessen können, wie eine Idee entstanden ist und welchen Beitrag sie dazu geleistet haben.

Sanft gelenkt: Die Wolf-im-Schafpelz-Methode

"Wenn Sie dem Chef sagen, er selbst hätte doch mal vorgeschlagen, das Problem so und so zu lösen und diese Idee könne man wieder aufgreifen, wird er vielleicht erst mal stutzen", sagt Michalke. Aber schon beim nächsten Mal werde sich bei ihm verfestigt haben, dass das seine Idee war: "Insofern findet er das auch entsprechend gut." Etwas behutsamer ist die Wolf-im-Schafspelz-Methode, bei der Anregungen in Gedanken des Vorgesetzten verpackt werden: "Ich interpretiere Ihre Aussage so, dass Sie folgende Lösung vorschlagen. Das halte ich für eine gute Herangehensweise", erläutert Michalke.

Oft geht es ja auch um so banale Dinge wie eine neue Kaffeemaschine, von der man Chefs gern überzeugen würde. Mit dieser Idee könnte man es mal ausprobieren - und den Erfolg dann still und schlürfend genießen.

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