Freiwilliges Soziales Jahr:Viele Varianten

Jährlich beginnen ungefähr 100 000 junge Menschen nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ): Man kann zum Beispiel im Kultur- (FSJ Kultur) oder Schulbereich arbeiten (FSJ Schule). Eine weitere Option ist das FSJ Politik.

Von Christiane Bertelsmann

"Gebt ein Jahr eures Lebens zum Dienst für Menschen, die Hilfe brauchen!" Mit diesem - wie man damals sagte - Appell an die Jugend schloss Rektor Hermann Dietzfelbinger, der spätere bayerische Landesbischof, seinen Festvortrag in der Diakonissenanstalt Neuendettelsau im Mai 1954. Der Aufruf brachte etwas: Schon am nächsten Tag meldeten sich die ersten Freiwilligen - vor allem junge Frauen - für einen Dienst in Neuendettelsau. Wenn man so will, war das die Geburtsstunde der Freiwilligendienste. Weitere evangelische Landeskirchen und später auch die katholische Kirche etablierten Freiwilligendienste, etwa 1958 die Flüchtlings-Hilfsaktion Aktion "Jugend hilft Jugend". Später folgten die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, die innerhalb ihrer Organisationen die Grundlagen für ein "Freiwilliges Jahr" schufen. Mit dem "Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres" aus dem Jahr 1964 wurde die rechtliche Basis für Freiwilligendienste geschaffen.

Heute entscheiden sich pro Jahr etwa 100 000 Menschen für einen Freiwilligendienst - nicht nur im sozialen Bereich, also dem klassischen FSJ, sondern auch in der Denkmalpflege, im Sport, in Theatern oder Heimatmuseen (FSJ Kultur) oder für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ), das es seit 1993 gibt. Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes kam 2011 der Bundesfreiwilligendienst (BFD) dazu. Er steht im Gegensatz zum FSJ auch Menschen offen, die älter als 27 sind. Noch relativ neu sind seit 2009 das FSJ Politik und das seit 2007 existierende FSJ Schule. Nicht alle Bundesländer bieten FSJ-Stellen in diesen beiden Bereichen an, jedoch können sich auch Jugendliche oder junge Erwachsene aus anderen Bundesländern für die jeweiligen Stellen im Bereich Politik und Schule bewerben.

Bezahlt wird der Freiwilligendienst mit einem Taschengeld, die Obergrenze liegt hier bei derzeit 390 Euro pro Monat. Die Kindergeldzahlung läuft weiter. Zum einjährigen FSJ gehört ein pädagogisches Programm mit Workshops und Seminaren über insgesamt 25 Tage. Übrigens gilt bei den Freiwilligendiensten die sogenannte Arbeitsmarktneutralität: Freiwillige sind kein Ersatz für reguläre Arbeitskräfte, sondern gelten als unterstützende zusätzliche Hilfskräfte.

Folgender Link führt zu näheren Informationen zum FSJ Schule, Politik und Kultur: www.freiwilligendienste-kultur-bildung.de. Grundsätzliche Informationen zum FSJ bietet die Plattform Bundes-freiwilligendienst.de/fsj-freiwilliges-soziales-jahr.

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