Frauenberuf Lehrer:Rarität Mann

Eltern und Lehrer wollen etwas gegen den Männer-Mangel an Grundschulen tun. Sie feilen am Image und fordern höhere Gehälter.

An Bayerns Grundschulen herrscht akuter Männermangel. Nur jeder siebte Pädagoge an diesem Schultyp ist ein Mann. "Das ist deutlich zu wenig" sagt Alexander Prölß aus dem oberbayerischen Eichstätt. Er gehört zu einer Gruppe männlicher Lehramtsstudenten, die sich nach einem Kinderlied die "Kleinen Matrosen" nennen und verstärkt Nachwuchs werben wollen. "Es sollten einfach mehr Männer Grundschullehramt studieren, das ist für die Entwicklung der Kinder wichtig", sagt Prölß.

Frauenberuf Lehrer: "Wir wollen, dass die Jungs sagen 'Hey, das ist modern und cool, das könnten wir ja auch studieren": doch noch sind männliche Lehrer an den Grundschulen in der Minderheit.

"Wir wollen, dass die Jungs sagen 'Hey, das ist modern und cool, das könnten wir ja auch studieren": doch noch sind männliche Lehrer an den Grundschulen in der Minderheit.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Grundschullehrer sind laut Lehrer- und Elternverbänden gerade für Söhne allein erziehender Mütter ein wichtiges Rollenvorbild: "Sonst haben sie bis ins Alter von zehn Jahren keine männliche Bezugsperson", sagt Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). Zudem hätten Männer eine höhere Lärmtoleranz, ergänzt Isabell Zacharias, die Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes (BEV). "Ein Mann weiß einfach, wie es ist, wenn ein Junge unruhig wird, weil er Fußball spielen will."

Was es für Folgen hat, wenn Buben in ihren vier Grundschuljahren nur von Frauen unterrichtet werden, sei derzeit noch nicht ausreichend erforscht, sagt die Eichstätter Grundschulpädagogik- Professorin Klaudia Schultheis. "Es wird immer behauptet, es sei ein Nachteil für die Jungen, wissenschaftlich belegt ist es aber nicht." Das soll sich Anfang 2008 ändern: Dann will Schultheis erste Ergebnisse einer Studie über die Auswirkungen der Feminisierung des Lehrerberufs präsentieren.

Männer werden jedoch auch in den kommenden Jahren eine Rarität an bayerischen Grundschulen bleiben: Von den 944 Grundschullehramts- Erstsemestern an Bayerns Universitäten war nach Auskunft des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung im Studienjahr 2005/2006 nur jeder 18. ein Mann. "Sowohl der Erzieher- als auch der Grundschullehrerberuf wird mehr und mehr zu einem Frauenberuf", stellt BLLV-Präsident Wenzel fest. Gründe seien die schlechte Bezahlung, niedriges gesellschaftliches Ansehen und überkommene Rollenbilder: "Ein ,echter Mann' wird halt Ingenieur und nicht Lehrer."

Um das zu ändern, fordert der Bayerische Elternverband "deutlich höhere Gehälter" für Grundschullehrer. "Kein Mann, der eine Familie ernähren will, kann derzeit davon leben", sagt die BEV-Vorsitzende Zacharias. Auch Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider (CSU), einst selbst Lehramtsstudent an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, sieht Handlungsbedarf: "Gerade weil wir ein Defizit an männlichen Grundschullehrern haben, müssen wir Fragen der Bezahlung und der Aufstiegsmöglichkeiten auch ganz bewusst diskutieren."

Die "Kleinen Matrosen" planen derweil eine Werbeaktion: Ein Kurzfilm soll Abiturienten zeigen, dass der Grundschulunterricht nicht bloß aus Basteln, Singen und Knetmasse besteht. "Wir wollen, dass die Jungs sagen ,Hey, das ist modern und cool, das könnten wir ja auch studieren", erklärt Prölß. Bis mehr junge Männer diesem Ruf folgen, halten in Eichstätt acht "Kleine Matrosen" die Fahne hoch ­ wie der blaue Seemann auf ihrem Stammtischwimpel.

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