Frage an den SZ-Jobcoach:Wie weise ich auf meinen Migrationshintergrund hin?

Mario F. würde bei der Bewerbung gerne seinen Migrationshintergrund erwähnen. Doch wie stellt er das am besten an bei einem deutschklingenden Namen? Und erhöht ein solcher Hinweis tatsächlich seine Einstellungschancen?

SZ-Leser Mario F. fragt:

In manchen Stellenanzeigen heißt es, dass Bewerber mit Migrationshintergrund ausdrücklich erwünscht sind. Wie weise ich am besten darauf hin, dass dieser Umstand bei mir gegeben ist?

Mein Name klingt deutsch, ich wurde in Deutschland geboren, allerdings habe ich als Kind einige Zeit in dem Land gelebt, aus dem mein Vater stammt. Soll ich diese Zeit im Lebenslauf erwähnen, obwohl sie ausbildungstechnisch gesehen irrelevant ist? Soll ich es im Motivationsschreiben ansprechen? Oder gibt es andere Möglichkeiten?

Vincent Zylmans antwortet:

Lieber Herr F., in der Tat begegnet uns in manchen Stellenanzeigen der Hinweis, dass bei gleicher Qualifikation Frauen, Behinderte, Personen mit Migrationshintergrund oder andere Gruppen bevorzugt eingestellt werden. Die Gründe dafür sind verschieden. Einmal werden Anzeigen immer mehr als Instrument des "Employer Brandings" gesehen. Das heißt: Unternehmen wollen als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden. In Zeiten, in denen sie sich zunehmend eher beim Kandidaten bewerben müssen als umgekehrt, dient eine Stellenanzeige auch immer als Marketinginstrument. Und da klingt ein solcher Hinweis eben nach Menschenorientierung.

Eine solche Erwähnung kann aber auch harte Gründe haben. Die Prüfung, ob eine Stelle mit Schwerbehinderten besetzt werden kann, ist gesetzlich vorgeschrieben. Der Betriebsrat kann ausdrücklich auf diese Pflicht hinweisen. Solche Stellen werden zusätzlich finanziell vom Staat gefördert. Bei der bevorzugten Einstellung von Frauen kann eine Selbstverpflichtung des Unternehmens vorliegen.

bewerbung

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Das Herauskehren der sozialen Seite sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Unternehmen primär an der Qualifikation des Bewerbers interessiert ist. Der fachlich Vorgesetzte wird zunächst schauen, ob ein Bewerber die beruflichen Anforderungen erfüllt. Nur in Ausnahmefällen wird der Entscheidungsträger bereit sein, diesbezüglich Abstriche vorzunehmen.

Im Umkehrschluss gilt für den Kandidaten, dass er sich zunächst voll auf eine qualifizierte Bewerbung fokussieren soll. Es gilt, mit Fachkompetenz und Berufserfahrung zu überzeugen, die sich in möglichst messbaren Erfolgen und Leistungen niederschlägt. Da Personaler den Unterlagen bei der Erstdurchsicht häufig weniger als zwei Minuten widmen, sollte nicht nur der Inhalt der Bewerbung überzeugen, sondern auch die Art der Präsentation.

Bewerben ist werben - und da gilt es, durch Optik und Wortwahl auf sich aufmerksam zu machen. Wer Resultate vorweisen kann, sollte auch in der Lage sein, diese zu transportieren. Dabei kann man sich durchaus von gelungenen Werbe-Mailings inspirieren lassen. Die Sätze sind kurz, die Gestaltung ist übersichtlich, ein Impuls wird gesetzt, der schließlich in dem Wunsch gipfelt, in Aktion zu treten. Das kann eins zu eins auf das Bewerbungsanschreiben übertragen werden. Neben Anschreiben und Lebenslauf kann man zusätzlich ein Kompetenzprofil mit Leistungsnachweisen verfassen.

Der Bewerber, der auf diese Weise mit Inhalt und Optik fasziniert, kann dann ruhig am Ende des Anschreibens oder in einem Postskriptum unterhalb der Signatur erwähnen, dass er einen Migrationshintergrund hat. Dieser wird nie Ersatz für die erforderliche Eignung sein, aber vielleicht ein zusätzliches Argument.

Vincent Zeylmans war jahrelang Abteilungsleiter in internationalen Konzernen. Deren Rekrutierungspolitik kennt er daher aus der Praxis. Heute lebt er als Buchautor, Führungskräftecoach und Managementtrainer in Emmerich am Rhein.

Haben Sie auch eine Frage zu Bewerbung, Berufswahl, Etikette, Arbeitsrecht, Karriereplanung oder Führungsstil? Schreiben Sie ein paar Zeilen an coaching@sueddeutsche.de. Unsere sechs Experten beantworten ausgewählte Fragen im Wechsel. Ihr Brief wird selbstverständlich anonymisiert.

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