Frage an den SZ-Jobcoach:Wie bringe ich meine Mitarbeiter auf Trab?

Lesezeit: 2 min

Norbert Z. hat genug vom kooperativen Kuschelklima in seiner Abteilung. Doch der Versuch, über eine externe Teamleiterin mehr Biss ins Büro zu bringen, ist gescheitert. Was nun?

SZ-Leser Norbert Z. fragt:

In unserem Haus herrscht ein kooperatives Kuschelklima, das nicht mehr zu den steigenden Anforderungen des Marktes nach Schnelligkeit und Effizienz passt. Darum habe ich vor einem Jahr eine externe Teamleiterin eingestellt, die frischen Wind in meine Abteilung bringen sollte. Sie startete mit viel Dynamik, geriet aber zunehmend in Streit mit einer anderen Teamleiterin, die sich zu wenig informiert und einbezogen fühlte. Eine externe Moderation führte dazu, dass beide ihre unterschiedlichen Temperamente und Arbeitsweisen erkannten und eine Weile auch besser miteinander auskamen. Doch dann verhärteten sich die Fronten erneut.

Qualitativ arbeiten beide gut. Wie kann ich sie dazu bringen, das Kriegsbeil zu begraben?

Georg Kaiser antwortet:

Lieber Herr Z., es reicht nicht aus, eine dynamische Teamleiterin einzustellen, wenn Sie die gewachsenen Strukturen in Ihrer Abteilung verändern wollen. Und die Lösung lässt sich auch nicht allein durch eine externe Konfliktmoderation herbeizaubern. Zur Etablierung neuer Vorgehensweisen ist vor allem Ihr eigenes Engagement gefragt.

Die Vorteile eines kooperativ-harmonischen Betriebsklimas liegen in einer hohen Zufriedenheit und Identifikation mit der Arbeit. Die Mitarbeiter fühlen sich einbezogen und können Situationen oft gut einschätzen, weil sie auch die Sicht der anderen Teams und Abteilungen kennen. Der Nachteil: Dieser umfassende Informationsaustausch kann viel Zeit kosten - vielleicht mehr, als die Kenntnis all dieser Informationen an Effektivitätssteigerung bringt.

Weniger langwieriger Informationsaustausch und mehr schnelles, effizientes Arbeiten - wenn Sie die Akzente in diese Richtung verschieben wollen, müssen Sie Ihre Mitarbeiter zunächst von diesem Vorhaben überzeugen. Am besten gehen Sie dabei kooperativ vor: Stellen Sie Ihren Teamleitern die veränderten Anforderungen des Marktes und die Ziele und Ergebnisse dar, die diesbezüglich erreicht werden müssen. Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihren Teamleitern eine Strategie, wie Sie vorgehen wollen, um schneller und effizienter zu werden, ohne dass dafür der kooperative Geist in der Abteilung geopfert werden muss. Der Impuls zu einer solchen Veränderung muss von Ihnen ausgehen.

Der Konflikt zwischen den beiden Teamleiterinnen hat sich zugespitzt auf die Thematik Dynamik/Effizienz versus Kooperation/gutes Betriebsklima. In diesem Streit ist die neue Teamleiterin in die Rolle derjenigen geraten, die das positive Klima zerstört. Bestehen Sie darauf, dass nach einer Lösung gesucht wird, die beide Seiten enthält, also sowohl Effizienz als auch Kooperation. Erarbeiten Sie ausgehend von den angestrebten Zielen zusammen mit Ihren Teamleitern die Leitplanken, zwischen denen sich die Teamleiter und ihre Mitarbeiter bewegen können: Welcher Informationsaustausch ist dringend geboten? Welche Ergebnisse müssen erzielt werden? Welche individuellen Gestaltungsräume werden innerhalb dieser Leitplanken zugestanden?

Sorgen Sie dafür, dass bei der Festlegung der Leitplanken Meinungsunterschiede offensiv ausgetragen werden, bis eine Lösung gefunden ist, die alle mittragen. Dieser Klärungsprozess verlangt Fingerspitzengefühl. Einerseits müssen Sie Orientierung geben und deutlich machen, dass Sie die Dynamik und Effizienz der neuen Teamleiterin gutheißen, falls diese als Störenfried angesehen wird. Andererseits sollten die Teamleiter gemeinsam um die bestmögliche Lösung ringen. Das verlangt von Ihnen Zurückhaltung in der Moderation.

Mit dem Festlegen der neuen Strategie ist es aber noch nicht getan. Die Teamleiter stehen vor der Aufgabe, ihre Mitarbeiter zu überzeugen und mitzunehmen. Und die Etablierung neuer Routinen braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Besprechen Sie deshalb regelmäßig in der Teamleiterrunde, wie die Umsetzung der neuen Strategie klappt und welche Nachjustierungen nötig sind. So verhindern Sie, dass neue Lösungswege im Tagesgeschäft versanden und sich die alten Gewohnheiten wieder ausbreiten.

Georg Kaiser unterstützt Führungskräfte bei Konflikten im Arbeitsalltag und der Entwicklung ihres Personals. Er arbeitet als Wirtschaftsmediator, Managementtrainer, Coach, Supervisor und Gestalttherapeut in Bremen.

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© SZ vom 15.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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