Film und Fernsehen:Hartes Geschäft für Nachwuchsautoren

Drehbuchautoren brauchen Beziehungen und Durchhaltevermögen. Es kann bis zu zehn Jahre dauern, bis man sich als Autor etabliert hat.

Bedarf besteht. Laut dem Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) in Berlin gab die deutsche Filmwirtschaft für die Produktion von Filmen und Serien im vergangenen Jahr rund 3,6 Milliarden Mark aus. Vor allem bei den privaten Sendern steigt die Zahl der Eigenproduktionen. Sat1 in Berlin etwa benötigt jedes Jahr Drehbücher für 25 Fernsehfilme und zwischen 200 und 300 Folgen von Fernsehserien. "Das ist wie mit dem Bedarf an schönem Wetter: Er wird nie gedeckt sein", sagt Benedikt Röskau, Vorstandsmitglied beim VDD.

Beim Schreiben

Allein Sat1 werden tausende Drebücher pro Jahr angeboten

Dennoch sind die Zeiten für Nachwuchserzähler nicht rosig. "Die Zahl der Stoffe, die Sat1 pro Jahr angeboten werden, geht in die Tausende" schätzt Stephan Ottenbruch, Redakteur für Spielfilmproduktionen. "In Deutschland gibt es kein Drehbuch, das nicht geschrieben wird, weil kein Autor dafür da ist", bestätigt Benedikt Röskau. Für Neue sei es sehr schwer, sich zu etablieren. Gerade für Quereinsteiger sind die Chancen gering.

Rund 800 Autoren verdienen in Deutschland ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Wer keinen Namen hat, findet ohne Beziehungen schwer einen Einstieg. Martin Thau, Dozent in der Drehbuchwerkstatt München, glaubt nicht, dass je ein Drehbuch produziert worden ist, das unaufgefordert eingesandt wurde. Einfach ein Manuskript an Sender oder Produktionsfirmen zu senden, verspricht daher wenig Erfolg. "Da wartet keiner auf Sie", sagt Thau.

"Wir machen ausschließlich Auftragsproduktionen", stimmt Stephan Ottenbruch zu. Ein Drehbuch werde immer von Redaktion und Produzent im Sender entwickelt. Nachwuchsautoren sucht der Sender in der Regel in Zusammenarbeit mit den etablierten Ausbildungsträgern. Je besser die Ausbildung eines Nachwuchsautors, desto höher seien die Einstiegschancen, so Benedikt Röskau.

Gefragt: Fantasie und Erzählfreude

Eine Möglichkeit der Drehbuchausbildung sind die Filmstudiengänge an den Hochschulen und an der IFS Internationale FilmSchule Köln, an der im April 2002 ein dreijähriger Ausbildungsgang zum Drehbuchautor startet, für den sich Interessenten noch bis zum 31. Januar bewerben können. Im Aufbaustudiengang Film an der Universität Hamburg finden Drehbuchseminare statt. Auch die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg bietet drei Studiengänge rund um Film und Fernsehen an. An der Hochschule für Fernsehen und Film in München gibt es seit 1989 eine Drehbuchwerkstatt.

Im Mittelpunkt des einjährigen Lehrgangs steht die Entwicklung eines eigenen Drehbuchs. "Wir suchen Talente, die ihre Schreibbegabung im Lehrgang entwickeln können", erläutert der Dozent Martin Thau.

Fantasie und Erzählfreude sind die wichtigsten Voraussetzungen für Bewerber. "Drehbuchautoren müssen etwas Spannendes möglichst einfach aufschreiben. Ich halte das für einen der schwierigsten Jobs in der ganzen Branche", sagt Benedikt Röskau. Lebenserfahrung könne beim Erzählen helfen. "Einer der meiner Ansicht nach besten Drehbuchautoren in Deutschland hat zum Beispiel jahrelang im Knast gesessen, weil er eine Bank überfallen hat. Der kennt sich aus mit der Materie", so Röskau.

Er warnt Einsteiger vor falschen Hoffnungen: "Es wird mindestens fünf bis zehn Jahre dauern, bevor man sich etabliert hat." Außerdem stünden der Ausbildungsaufwand und die finanziellen Durststrecken oft nicht im Verhältnis zum späteren Verdienst. "Man kann vom Drehbuchschreiben leben. Es gibt aber auch viele Autoren, die es nicht können."

Keine Garantie

Trotz dieser hohen Anforderungen übersteigt die Zahl der Bewerber bei weitem das Ausbildungsangebot. Rund 120 Bewerbungen erhält etwa die Drehbuchwerkstatt München jedes Jahr auf ihre zehn Plätze.

Wer an den Hochschulen nicht aufgenommen wird, kann sich auch um eine Ausbildung in privat getragenen Schreibschulen und Drehbuchwerkstätten bemühen. Rund 1.800 Mark (920,33 Euro) kostet zum Beispiel das zwölfmonatige Weiterbildungsprogramm an der IFS in Köln. Hier werden jedes Jahr zwölf Drehbuchautoren für Spielfilm, Serien und Sitcoms fortgebildet. Kontakte zum Westdeutschen Rundfunk, zum Sender RTL und zu Produktionsfirmen in der Region sollen den Absolventen beim Berufseinstieg helfen.

An der Autorenschule in Hamburg fallen für den einjährigen Lehrgang 2.000 Mark (1022,58 Euro) an. Eine Garantie auf einen Platz haben die Bewerber auch hier nicht. Die zwölf Teilnehmer des aktuellen Ausbildungsgangs wurden unter rund 200 Bewerbern ausgewählt. Wer einen der begehrten Plätze in den Ausbildungsstätten ergattert hat, kann trotz allem ein wenig optimistischer in die Zukunft blicken. Absolventen der Drehbuchschulen, -akademien und -werkstätten können beispielsweise auch in der Stoffentwicklung oder im Lektorat arbeiten.

(sueddeutsche.de/dpa)

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